2.6 Medizin und Pharmazie

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Das Gesundheitswesen befindet sich auf Wachstumskurs. Damit einher geht eine steigende Zahl an Erwerbstätigen. Auch die Arbeitslosenzahl ist seit 2022 zwar stetig gestiegen. Mit einer Arbeitslosenquote von um die 2 Prozent herrscht aber weiterhin Vollbeschäftigung. Vor allem in ländlichen Regionen wird ein Mangel an Humanmedizinerinnen und Humanmedizinern, aber auch an Tierärztinnen und Tierärzten oder Apothekerinnen und Apothekern beklagt. Die Studierendenzahlen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Humanmedizin

Die Beschäftigungschancen nach dem Abschluss des Medizinstudiums stehen sehr gut. Laut Mikrozensus waren 2023 rund 429.000 Ärztinnen und Ärzte in Deutschland tätig.1 Laut Ärztestatistik gab es 2023 mit 428.000 Berufstätigen gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 2 Prozent.2 Im Vergleich zum Jahr 2013 bedeutete dies sogar eine Steigerung um ein Fünftel. Der Wachstumstrend der letzten Jahre setzte sich damit unvermindert fort. Etwas mehr als die Hälfte der Ärzteschaft ist laut Kammerangaben in der stationären Versorgung tätig. Gut ein Viertel hat sich als Ärztin bzw. Arzt niedergelassen und arbeitet auf selbständiger Basis.

Sozialversicherungspflichtig angestellt waren laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit 2024 rund 301.000 Ärztinnen und Ärzte. Die Zahl der angestellten Heilkundigen ist in den letzten Jahren deutlich stärker gewachsen als die Zahl der Ärztinnen und Ärzte insgesamt, zuletzt um 3 Prozent.

Obwohl die Ärztezahlen kontinuierlich zugenommen haben, ist der Fachkräftemangel bei Humanmedizinerinnen und -medizinern deutlich zu spüren; und das vor allem in ländlichen Gebieten, weniger in Ballungszentren.3 Mehrere Gründe führen dazu, dass der Bedarf an Humanmedizinerinnen und -medizinern wächst:

Erstens bringen der medizinische Fortschritt und die zunehmende Zahl älterer Menschen häufigere und aufwändigere Behandlungen mit sich. Zweitens gibt es zwar mehr Personen, die als Ärzte tätig sind. Gleichzeitig steigt aber die Zahl der Teilzeitbeschäftigten, denn auch in der Ärzteschaft gewinnt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an Bedeutung. Arbeitete vor zehn Jahren nur jede sechste angestellte ärztliche Kraft in Teilzeit, war es 2024 gut jede dritte. Dieser Trend zur Teilzeitarbeit geht einher mit einer hohen Zahl von Ärztinnen. So waren 2024 unter den Angestellten 54 Prozent Frauen. Ein dritter Aspekt: Fast jeder dritte erwerbstätige Arzt ist 55 Jahre oder älter. Das heißt, gut 130.000 Humanmedizinerinnen und -mediziner werden in absehbarer Zeit in den Ruhestand eintreten.4

Trotz Ärztemangel ist die Zahl arbeitsloser Ärztinnen und Ärzte in den letzten Jahren wiederholt gestiegen2024 waren durchschnittlich 10.000 Ärztinnen und Ärzte arbeitslos, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Hier könnte sich eine wachsende Diskrepanz zwischen den Wünschen der arbeitsuchenden Medizinerinnen und Mediziner und den angebotenen Stellen niederschlagen. So gibt es vergleichsweise viele Arbeitslose in den Großstädten, während viele Stellenangebote im ländlichen Raum unbesetzt bleiben. Auch die Dauer von Anerkennungsverfahren von ausländischen Medizinabschlüssen dürfte einen Einfluss haben, denn der Anteil der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit an allen arbeitslosen Medizinerinnen und Medizinern ist mit fast 50 Prozent deutlich höher aus als bei Arbeitslosen in akademisch geprägten Berufen insgesamt (26 Prozent).

Die Arbeitslosenquote (Human- und Zahnmedizin zusammen) stieg 2024 zwar um 0,3 Prozentpunkte an, lag aber mit 2,5 Prozent weiter auf sehr niedrigem Niveau.5 Hinzu kommt, dass der größte Teil der arbeitslosen Ärztinnen und Ärzte nach einer kurzen Suchphase von weniger als drei Monaten seine Arbeitslosigkeit wieder beendete.

Im Laufe des Jahres 2024 wurden der Bundesagentur für Arbeit 4.800 neue Stellenangebote gemeldet. Das waren 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Der durchschnittliche Stellenbestand belief sich wie im Vorjahr auf 2.700 Angebote.

Zahnmedizin

Laut Mikrozensus waren 2023 insgesamt rund 73.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland tätig. Die Bundeszahnärztekammer weist in ihrer Mitgliederstatistik für 2023 ebenfalls knapp 73.000 aus. Das waren in etwa ebenso viele wie im Vorjahr und 4 Prozent mehr als 2013. Mit rund 45.000 ist der größte Teil der Zahnärzteschaft niedergelassen. Allerdings geht diese Zahl seit 2007 leicht aber stetig zurück. Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der Zahnärztinnen und Zahnärzte, die in einer Praxis angestellt sind: Laut Zahnärztekammer waren dies rund 25.000 – fast doppelt so viele wie 2013. Hinzu kommen rund 3.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte, die als Beamte oder Angestellte außerhalb von Zahnarztpraxen für die Zahngesundheit tätig waren. Der Frauenanteil fällt bei den Angestellten in Praxen mit zwei Dritteln hoch aus. Bei den niedergelassenen Ärzten sind dagegen die Männer in der Überzahl, der Frauenanteil liegt hier nur bei 40 Prozent.

In der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit liegen bereits Daten für 2024 vor. Danach waren 27.000 Zahnheilkundige sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das entspricht einem Zuwachs von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Arbeitslosigkeit ist für Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner kein Thema. 1.800 Personen waren im Jahresschnitt 2024 arbeitslos gemeldet – und das meist nur für kurze Zeit. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Arbeitslosenzahl um gut 100 (+8 Prozent). Die Arbeitslosenquote (zusammen mit Humanmedizin) von 2,5 Prozent im Jahr 2024 zeigt, dass Vollbeschäftigung herrscht.

Etwa 500 Stellenangebote gingen 2024 bei der Bundesagentur für Arbeit ein, 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahresdurchschnitt waren mehr als 300 Stellenangebote für Zahnärztinnen und-ärzte (einschließlich Kieferorthopädie) im Angebot.

Tiermedizin

Auch bei Tierärztinnen und Tierärzten herrscht Vollbeschäftigung. Laut Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit ist bundesweit ein Mangel an Fachkräften zu verzeichnen. 33.000 Tierärztinnen und -ärzte waren laut Mikrozensus 2023 in Deutschland tätig. Die Statistik der Bundestierärztekammer kommt für 2022 auf knapp 33.000 und weist damit ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Im Vergleich zum Jahr 2012 entspricht dies sogar einem Zuwachs von fast einem Viertel. 37 Prozent der tierärztlich Tätigen waren niedergelassen. Rund 1.500 Tierärztinnen und -ärzte sind laut Tierärztestatistik als Beamte z. B. in der Veterinärverwaltung tätig. Laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Tierärztinnen und -ärzte 2024 um 4 Prozent auf 17.000.

Die Arbeitslosigkeit bewegte sich 2024 mit 500 Personen und einer berufsspezifischen Arbeitslosenquote von 1,9 Prozent auf einem sehr geringen Niveau. Im Jahresverlauf gingen bei der Bundesagentur für Arbeit 800 Stellenangebote ein, 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Der durchschnittliche Stellenbestand lag bei fast 300 gemeldeten Stellen.

Pharmazie

Der Arbeitsmarkt für Apothekerinnen und Apotheker sowie Pharmazeutinnen und Pharmazeuten entwickelte sich in den letzten Jahren positiv. Trotz steigenden Kostendrucks bei den Gesundheitsausgaben und der Zunahme des Versandhandels mit Arzneimitteln blieb die Zahl der Berufstätigen laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände 2023 unverändert bei fast 70.000. Der Mikrozensus ermittelte für 2023 mit rund 85.000 eine etwas höhere Zahl von Erwerbstätigen, die als Apotheker/-in oder Pharmazeut/-in ihren Lebensunterhalt bestritten.6

In öffentlichen und Krankenhaus-Apotheken waren rund 56.000 Apothekerinnen und Apotheker tätig.7 Rund 13.000 Pharmazeutinnen und Pharmazeuten waren z. B. in der Pharmaindustrie, an Universitäten und anderen Lehreinrichtungen, bei Behörden oder Prüfinstituten beschäftigt. Dabei legte die Beschäftigtenzahl in der Pharmaindustrie in den letzten Jahren während der Pandemie überdurchschnittlich zu und zwar um 3 Prozent 2020, 6 Prozent 2021 und um 2 Prozent auf 8.000 Beschäftigte im Jahr 2022 (jeweils im Vergleich zum Vorjahr).

Relativ häufig wird der Apothekerberuf freiberuflich ausgeübt. 18 Prozent der Arzneimittelkundigen waren als Selbständige.

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit wies 2024 rund 61.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus, die als Apotheker/-in und Pharmazeut/-in angestellt waren. Dies entspricht einem Zuwachs von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Rund 1.000 Stellenangebote wurden im Verlauf des Jahres 2024 für Pharmazieberufe bei der
Bundesagentur für Arbeit gemeldet, ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Damit hatte die öffentliche Arbeitsvermittlung durchschnittlich 600 zu besetzende Stellen im Angebot. Nicht nur in ländlichen Gebieten gab es Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen – der Apothekerberuf gilt laut letzter BA-Engpassanalyse vom Mai 2023 als Engpass. Die Zahl arbeitsloser Pharmazeutinnen und Pharmazeuten zeigte sich 2024 mit 2.200 allerdings um 17 Prozent höher als im Vorjahr. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote ist aber trotz Anstiegs mit 2,9 Prozent weiter gering.

Zuwächse bei den Studierenden

2023 beendeten rund 18.000 Absolventinnen und Absolventen der Humanmedizin erfolgreich ihr Hochschulstudium (-4 Prozent gegenüber Vorjahr). Des Weiteren waren 13.000 bestandene Abschlussprüfungen in den Allgemeinen Gesundheitswissenschaften zu verzeichnen (+6 Prozent), knapp 3.000 in der Zahnmedizin (-2 Prozent), 1.000 in der Tiermedizin (+26 Prozent) und knapp 3.000 in der Pharmazie (-3 Prozent).

Die Studierendenzahlen haben vor allem in den Gesundheitswissenschaften, aber auch in der Humanmedizin in den letzten Jahren weiter zugenommen, während die fächerübergreifende Studierendenzahl ab 2021 rückläufig ist.

Im Studienjahr 2023/24 waren 113.000 Personen für ein Medizinstudium eingeschrieben (+5 Prozent gegenüber Vorjahr), 76.000 in den Allgemeinen Gesundheitswissenschaften (+1 Prozent), 16.000 in der Zahnmedizin (keine Veränderung), 8.000 in der Tiermedizin (-1 Prozent) und 16.000 in der Pharmazie (-2 Prozent).

Abbildung 2.6 - 1

Diagramm: Medizin und Pharmazie (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2023, Berufsgruppe 814 ohne Zahnmedizin (8147). Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 Quelle: Bundesärztekammer, Ärztestatistik zum 31.12.2023.
3 Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/ambulante-versorgung/aerztliche-versorgung.html
4 Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Erwerbstätige in der Berufsgruppe 814 ohne Zahnmedizin (8147), Mikrozensus, Erstergebnis 2023.
5 Angaben für Berufsgruppe 814 Human- und Zahnmedizin
6 Quelle: Statistisches Bundesamt, Erstergebnis 2023.
7 Quelle: Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

 

Stand: April 2025