2.2 Informatik
Die digitale Transformation geht einher mit einem überdurchschnittlichen Zuwachs an Arbeitsplätzen für Computerfachleute.1 Selbst in wirtschaftlich schwachen Jahren hat sich der Beschäftigungsaufbau in Berufen der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT-Berufe) fortgesetzt.
Die gemeldete Nachfrage ist im Zuge der schwachen Konjunktur deutlich zurückgegangen. Gleichwohl treten zum Beispiel in der Softwareentwicklung Engpässe bei der Stellenbesetzung auf. Die Arbeitslosenquote ist in IT-Berufen auf 3,7 Prozent gestiegen (hochqualifizierte IT-Expertinnen und -Experten 3,3 Prozent).
Die Studierendenzahlen in der Informatik bewegen sich auf Wachstumskurs und erzielten seit 2011 regelmäßig überdurchschnittliche Zuwachsraten. Daraus lässt sich für die nächsten Jahre eine wachsende Zahl an Berufseinsteigerinnen und -einsteigern ableiten. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung erwartet die Arbeitsmarktforschung in der Zukunft einen tendenziell steigenden Bedarf an IKT-Fachleuten.
Zahl erwerbstätiger IKT-Fachleute stark gewachsen
Knapp 1,5 Mio. IKT-Fachleute waren 2023 laut Angaben des Mikrozensus in Deutschland tätig. Damit hat die Erwerbstätigenzahl in der Informations- und Kommunikationstechnik in den letzten Jahren einen beeindruckenden Wachstumskurs hinter sich. 2023 war sie um gut 600.000 höher als 2013. 2 Zu den Erwerbstätigen zählen neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die den Hauptteil ausmachen, Selbständige und Beamte sowie geringfügig Beschäftigte.
Vor allem die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat zugenommen
Das Wachstum der Erwerbstätigkeit speist sich zum großen Teil aus einer Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist 2024 rund 1,12 Millionen IKT-Fachleute aus, die in diesem Jahr in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Im Vorjahresvergleich zeigt sich ein beachtliches Plus von 45.000 Personen oder 4 Prozent.
Fast die Hälfte des Beschäftigungszuwachses geht auf IKT-Expertinnen und -Experten mit hochkomplexem Anforderungsprofil zurück. Ihre Zahl hat um 22.000 oder 5 Prozent zugenommen – eine Beschäftigungszunahme so hoch wie in keinem anderen in diesem Bericht betrachteten Berufsbereich. Dabei gewinnt der formale Abschluss in der Informatik zunehmend an Bedeutung. Der Anteil von IKT-Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss an allen IKT-lern ist von 43 Prozent im Jahr 2014 auf 51 Prozent im Jahr 2024 gestiegen (Abbildung 2.2 – 1).
Überdurchschnittliche Gehälter
Sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigte IT-Kräfte erzielten 2023 im Mittel ein monatliches Bruttogehalt von 5.688 Euro (West 5.775 Euro, Ost 5.193 Euro). Sie konnten sich damit über ein Einkommen freuen, das deutlich über dem Mittel aller Berufe3 rangiert (Deutschland 4.009 Euro, West 4.129 Euro, Ost 3.489 Euro). Mit der Komplexität der Anforderungen steigt das Gehalt. Für Tätigkeiten, die einen mindestens vierjährigen Hochschulabschluss oder vergleichbare Kompetenzen erfordern, weist die Entgeltstatistik monatlich 6.068 Euro aus (West 6.145 Euro, Ost 5.666 Euro). Bei mehr als jedem fünften hochqualifizierten IKT-Beschäftigten lag das Monatsgehalt sogar über der Beitragsbemessungsgrenze von 7.100 Euro in West-deutschland.
Arbeitslosenquote merklich gestiegen
Trotz des beeindruckenden Beschäftigungswachstum ist vor dem Hintergrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung die Arbeitslosigkeit 2024 deutlich gestiegen. Rund 43.000 IKT-Fachleute waren im Jahresdurchschnitt 2024 arbeitslos gemeldet, 30 Prozent mehr als im Vorjahr und gleichzeitig die höchste Zahl der letzten zehn Jahre.
Von den arbeitslosen IKT-Fachleuten verfügten 17.000 über einen akademischen Abschluss. Dies entspricht einem Anteil von 41 Prozent. Im Vergleich zu ihrem Anteil an den IKT-Beschäftigten (51 Prozent) sind Hochqualifizierte unterdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen.
Die Arbeitslosenquote in IKT-Berufen ist 2024 insgesamt um 0,6 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent gestiegen. Bei IKT-Expertinnen und -Experten, die in der Regel über einen Hochschulabschluss oder vergleichbare Kompetenzen verfügen, belief sie sich auf vergleichsweise geringe 3,3 Prozent. Aber hier ist ein Anstieg von 0,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.
Zahl der gemeldeten offenen Stellen stark gesunken
Jahresdurchschnittlich hatte die Bundesagentur für Arbeit 2024 rund 16.000 Jobangebote für IKT-Kräfte im Bestand. Das war ein Minus von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig entspricht dies – zusammen mit dem Corona-Jahr 2020 – dem geringsten Stellenbestand seit 2017.
Die Neuzugänge gemeldeter Stellen, die mehr über die Dynamik der Nachfrage aussagen, beliefen sich 2024 auf rund 44.000 Arbeitsstellen, 23 Prozent weniger als im Vorjahr.
Engpässe in verschiedenen IT-Berufen
Bereits seit Jahren treten bei der Besetzung von Stellen in der Softwareentwicklung Engpässe auf, insbesondere dann, wenn Kompetenzen gesucht werden, die einem mindestens vierjährigen Informatikstudium entsprechen oder spezielle Kenntnisse und Erfahrungen notwendig sind. Stellenbesetzungsprobleme zeigten sich nach Daten der Bundesagentur für Arbeit aber auch bei Fachkräften in der technischen Informatik, Spezialistinnen und Spezialisten im IT-Vertrieb, der Medieninformatik sowie der technischen Informatik oder für Expertinnen und Experten in der IT-Anwendungsberatung.4
Viele weitere IT-Berufe weisen laut BA-Engpassanalyse Anzeichen für Engpässe auf und stehen unter Beobachtung.
Arbeitsmarktforscherinnen und Arbeitsmarktforscher sehen in einer Projektion bis zum Jahr 2040 im Kontext der zunehmenden Digitalisierung einen stark wachsenden Bedarf an qualifizierten IKT-Kräften und warnen vor möglichen Fachkräfteengpässen.5
Großes Interesse an Informatikstudiengängen
Seit der Jahrtausendwende sind die Absolventenzahlen der Informatikstudiengänge, anders als in den meisten anderen Studienbereichen, ununterbrochen gewachsen. Rund 34.000 Menschen schlossen 2023 ein Informatikstudium erfolgreich ab. Das waren ein Prozent mehr als im Vorjahr, während gleichzeitig die fächerübergreifende Gesamtzahl aller Hochschulprüfungen um ein Prozent zurückging. Der Anteil der Bachelorabschlüsse liegt bei 61 Prozent. Etwa die Hälfte der examinierten Informatik-Bachelors stehen dem Arbeitsmarkt nicht unmittelbar als Arbeitskräfte zur Verfügung, weil sie ein Masterstudium anschließen.6
In den nächsten Jahren dürfte die Berufseinsteigerzahl weiter zunehmen, denn seit 2008 ist die Zahl der Studierenden kontinuierlich gewachsen. Insgesamt verzeichnete der Studienbereich Informatik im Studienjahr 2023/24 rund 258.000 Studierende. Das waren 3.000 oder ein Prozent mehr als im Jahr zuvor. Gleichzeitig wurde damit ein neuer Höchststand im Studienbereich Informatik erreicht.
Zum Weiterlesen: Der Arbeitsmarkt für IKT-Berufe im Kontext der Transformation (PDF, 484KB)
Abbildung 2.2 - 1
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1In diesem Kapitel wird der Gesamtarbeitsmarkt für IKT-Kräfte, unabhängig vom Berufsabschluss, betrachtet. Auf die Situation von Akademikerinnen und Akademiker wird dabei als Teilgröße eingegangen.
2Quelle: Statistisches Bundesamt. Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
3 ohne Helfer.
4Vgl. Bundesagentur für Arbeit: Fachkräfteengpassanalyse 2023, Nürnberg Juni 2024.
5Quelle: BIBB Report 3/2022 sowie IAB-Forschungsbericht 3/2025.
6Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des Studienverlaufs. Angaben beziehen sich auf die Ingenieurwissenschaften insgesamt.
Stand: April 2025