Textversion zum Video "Regionale Abgrenzungen"

In unserem Internetangebot finden Sie Daten zum Arbeitsmarkt und zur Grundsicherung für Arbeitsuchende nach unterschiedlichen regionalen Abgrenzungen.

Die meisten Informationen stellen wir für Deutschland, Bundesländer, Kreise und kreisfreie Städte zur Verfügung. Zum Angebot gehören auch Daten für Gemeinden. Das sind so genannte politisch-administrative Abgrenzungen. Unsere Kundinnen und Kunden aus der Bundesagentur für Arbeit interessieren sich häufig für Zahlen nach der Gebietsstruktur der Bundesagentur für Arbeit, also Regionaldirektions-, Arbeitsagentur- und Geschäftsstellenbezirke. Für Informationen zum Bürgergeld sind Jobcenterbezirke von Bedeutung. Daneben finden Sie in unseren Interaktiven Statistiken Daten für Arbeitsmarktregionen.

 Der Zuschnitt der Arbeitsmarktregionen basiert auf den Pendelbewegungen von Beschäftigten.

Sie fassen mehrere Kreise und kreisfreie Städte zu größeren, stärker miteinander verflochtenen Gebieten zusammen. Jeder Kreis ist dabei nur einer Arbeitsmarktregion zugeordnet.

Aber welche regionale Abgrenzung ist für welche Fragestellung sinnvoll? Schauen wir uns zwei Beispiele an:

Die Chefin der Agentur für Arbeit Helmstedt soll vor politischen Entscheidern einen Vortrag über die Wirtschafts- und Sozialstruktur ihrer Region im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland halten.

In welchem Wirtschaftssektor arbeiten die meisten Beschäftigten? Wie viel verdienen sie? Wie hoch ist die Arbeitslosigkeit? Dazu schaut sie sich verschiedene Daten an.

Doch wie lassen sich diese Zahlen bewerten? Sie kann die Daten mit denen der umliegenden Agenturen vergleichen. Doch ist das sinnvoll? Was sagt das über die Struktur ihres Agenturbezirks aus?

Die Agenturchefin weiß: Ihr Bezirk besteht aus der kreisfreien Stadt Wolfsburg sowie den beiden Landkreisen Gifhorn und Helmstedt. Anhand der Strukturdaten sieht sie, dass diese drei Kreise sehr unterschiedlich sind.

So arbeiten zum Beispiel in Wolfsburg die meisten Menschen im verarbeitenden Gewerbe. In den Kreisen Gifhorn und Helmstedt arbeiten die meisten im Dienstleistungssektor. In Wolfsburg verdienen die Beschäftigten deutlich mehr als in den beiden Landkreisen. Der Anteil der Beschäftigten im Niedriglohnsektor ist deshalb deutlich geringer.

Ein Blick auf die Zahlen des gesamten Agenturbezirks reicht also häufig nicht aus, um die Wirtschafts- und Sozialstruktur einordnen und vergleichen zu können. Die Agenturchefin vergleicht in ihrem Vortrag stattdessen die Stadt Wolfsburg mit anderen industriell geprägten kreisfreien Großstädten wie Leverkusen und Ludwigshafen und die Kreise Gifhorn und Helmstedt mit ähnlichen ländlichen Kreisen. Um ähnliche Kreise zu identifizieren, helfen die siedlungsstrukturellen Kreistypen. Dabei sind die Kreise in vier Typen eingeteilt: kreisfreie Großstädte, städtische Kreise, ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen und dünn besiedelte ländliche Kreise.

Ein anderes Beispiel: Ein Pharmaunternehmen möchte im Main-Taunus-Kreis eine weitere Niederlassung eröffnen und benötigt dafür qualifiziertes Personal. Deshalb wendet es sich an die Agentur für Arbeit Bad Homburg. Das Unternehmen sucht insbesondere Fachkräfte in der Chemie- und Pharmatechnik sowie Chemielaborantinnen und -laboranten.

Die Bereichsleitung des Arbeitgeberservice fragt beim Statistik-Service Daten zu Arbeitsuchenden und Beschäftigten mit diesen Berufen für ihren Agenturbezirk an.

Im Agenturbezirk Bad Homburg sind nur wenige Menschen in diesen Berufen beschäftigt oder suchen eine entsprechende Tätigkeit. Auch in den angrenzenden Kreisen finden sich kaum potenzielle Arbeitskräfte.

Der Statistik-Service empfiehlt daher, ein größeres Gebiet zu betrachten, nämlich die Arbeitsmarktregion Frankfurt am Main. Neben den 3 Kreisen der Agentur Bad Homburg gehören noch weitere Kreise und kreisfreie Städte aus Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern dazu. In der Arbeitsmarktregion Frankfurt am Main ist ein ausreichend großes Fachkräftepotenzial vorhanden. Diese Zahlen präsentiert die Bereichsleitung dem Pharmaunternehmen.

Bei der Analyse von Arbeitsmarktdaten ist es also wichtig vorab zu entscheiden, welche regionale Abgrenzung man verwendet.

Geht es um die Bewertung der Arbeitsmarktdaten von eher heterogenen Agenturbezirken, kann es sinnvoller sein, die einzelnen Kreise mit ähnlichen Kreisen in Deutschland zu vergleichen, also kleinere regionale Einheiten zu betrachten.

Liegt der Fokus auf dem Zusammenspiel von Arbeitsangebot und -nachfrage, sollte man ein größeres Gebiet wie eine Arbeitsmarktregion einbeziehen. Das gleiche gilt bei der Beantwortung der Frage, ob in einer bestimmten Region in einem bestimmten Beruf ein Fachkräfteengpass vorliegt.

Wenn Sie sich über die verschiedenen regionalen Abgrenzungen informieren möchten, werfen Sie einen Blick auf unsere Internetseite unter Grundlagen -> Klassifikationen -> Regionale Gliederungen.