Textversion zum Video "Branchen versus Berufe"

Branche oder Beruf?

Welche Information benötigen Sie? Das hängt vom Hintergrund Ihrer Frage ab.

Möchten Sie zum Beispiel wissen, wie viele Personen im Gesundheitswesen beschäftigt sind?

Oder vielleicht eher, wie viele Beschäftigte einen Gesundheitsberuf ausüben?

Beides klingt ähnlich, aber die Fragen führen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Worin liegt genau der Unterschied und welche Information zieht man zur Beantwortung heran?

Das erklären wir Ihnen in diesem Video.

Frau Schreiber ist Krankenpflegerin und arbeitet in den Städtischen Kliniken.

Das Krankenhaus gehört zum Wirtschaftszweig „Gesundheits- und Sozialwesen“.

Branche und Wirtschaftszweig sind Synonyme. Sie beschreiben eine Gruppe von Unternehmen, die ähnliche Dienstleistungen anbieten oder ähnliche Produkte herstellen.

Zum Gesundheits- und Sozialwesen gehören neben Krankenhäusern noch Arztpraxen sowie Alten- und Pflegeheime.

Die Klinik von Frau Schreiber hat 400 Beschäftigte, die verschiedene Berufe ausüben. Ihre Kollegin Frau Doktor Weiß ist Stationsärztin, Herr Schmidt arbeitet als Koch in der Krankenhausküche und Frau Wagner als Kauffrau für Büromanagement in der Verwaltung.

Im Krankenhaus arbeiten also nicht nur Menschen mit Gesundheitsberufen, sondern auch kaufmännische Angestellte, Reinigungskräfte, Laborkräfte oder Küchenpersonal. Sie werden alle im Wirtschaftsabschnitt Gesundheits- und Sozialwesen gezählt, weil der Betrieb, in dem sie beschäftigt sind, dieser Branche angehört.

Die meisten Betriebe haben verschiedene Abteilungen, zum Beispiel Einkauf, Vertrieb, Logistik und Verwaltung.

In einem Betrieb, der Heizkörper baut, arbeiten nicht nur Menschen mit Metallberufen, sondern auch Lagerarbeiter, Bürokräfte und Leitungspersonal. Die Zuordnung zu einem Wirtschaftszweig erfolgt nach der wirtschaftlichen Tätigkeit des überwiegenden Teils der Beschäftigten beziehungsweise dem Betriebszweck. In diesem Fall ist das die Herstellung von Heizkörpern.

Ein Beruf besteht aus vielen einzelnen Tätigkeiten. Zu Herrn Schmidts Aufgaben als Koch gehören das Zubereiten und Anrichten von Speisen aller Art. Er erstellt Speisepläne, kauft die benötigten Waren ein und lagert sie fachgerecht. Diese Aufgaben kann Herr Schmidt in Betrieben verschiedener Branchen ausüben.

Wird Herr Schmidt arbeitslos, kann die Agentur für Arbeit ihn in viele Branchen vermitteln, zum Beispiel in die Gastronomie, also in Restaurants und zu Caterern. Er könnte aber auch in Hotels, Alten- und Pflegeheimen oder in Kantinen von Schulen und Betrieben arbeiten. So ist es möglich, dass in Lebensmittel- und Gastgewerbeberufen deutlich mehr Personen beschäftigt sind als im Wirtschaftszweig Gastgewerbe.

Wer wie Frau Schreiber als Krankenpflegerin arbeitet, ist ziemlich festgelegt auf den Wirtschaftszweig Gesundheits- und Sozialwesen. Mehr als 95 Prozent der Krankenpflegekräfte arbeiten in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen oder Arztpraxen.

Neben dem medizinischen und nicht-medizinischen Fachpersonal gibt es dort noch Beschäftigte mit anderen Tätigkeiten. Daher finden sich im Wirtschaftszweig Gesundheits- und Sozialwesen mehr Beschäftigte als im Berufssegment Gesundheitsberufe.

Wann ist eine Betrachtung nach Branchen aussagekräftiger und wann nach Berufen? Das hängt vom Hintergrund Ihrer Frage ab.

Geht es um den Strukturwandel von Arbeitsmärkten oder die konjunkturelle Entwicklung, sind Differenzierungen nach Branchen sinnvoll.

Fragen Sie sich, wo es in Ihrer Region Fachkräfteengpässe gibt oder ob Arbeitslose und Stellenangebote zueinander passen, sollten Sie sich Daten nach Berufen anschauen. Auch dann, wenn es darum geht, in welche Bereiche Arbeitslose qualifiziert werden sollten.

Für Wirtschaftszweige und für Berufe gibt es jeweils eine Klassifikation. Sie strukturieren und gruppieren die Tätigkeiten anhand ihrer Ähnlichkeit über ein hierarchisch gegliedertes System.

Der Einzelberuf Gesundheits- und Krankenpflegerin wird gemeinsam mit anderen ähnlichen Einzelberufen zunächst auf der untersten Ebene, dem 5-Steller, der sogenannten Berufsgattung, eingeordnet. Zusammen mit anderen Berufsgattungen ergeben sie einen 4-Steller und so weiter, bis man sie mit Ärzten, Apothekern, Ergotherapeuten und Geburtshelfern zu den medizinischen Gesundheitsberufen zusammenfassen kann.

Bei den Wirtschaftszweigen ist das Vorgehen ähnlich. Krankenhäuser ergeben zusammen mit Arzt- und Zahnarztpraxen, medizinischen Labors, Therapiezentren und Rettungsdiensten den 2-Steller Gesundheitswesen.

Diese Systematiken nutzen nicht nur wir in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit, sondern auch andere Statistikstellen wie das Statistische Bundesamt.

Wenn Sie mehr über die Klassifikation der Wirtschaftszweige und der Berufe wissen möchten, dann schauen Sie hier auf unserer Website!

Wie viele Menschen arbeiten denn nun im Gesundheitswesen? Und wie viele üben einen Gesundheitsberuf aus? Daten finden Sie zum Beispiel in unseren interaktiven Statistiken "Branchen im Fokus" und "Berufe auf einen Blick".