IAB-Substituierbarkeitspotenzial 2022

Kurzbeschreibung

Zur Bestimmung des Substituierbarkeitspotenzials hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die Tätigkeiten eines jeden Berufs betrachtet und analysiert, welcher Anteil der Einzeltätigkeiten, die typischerweise im Rahmen eines bestimmten Berufes zu erledigen sind, schon heute durch Computer oder computergesteuerte Maschinen erledigt werden könnte. Daraus ergibt sich ein niedriges, mittleres oder hohes Substituierbarkeitspotenzial des jeweiligen Berufs.
Die Kennzahl soll helfen, den aktuellen Stand der Digitalisierung sowie deren zukünftige Auswirkungen und Herausforderungen am Arbeitsmarkt besser einschätzen zu können.
Für Auswertungen wird das Substituierbarkeitspotenzial 2022 verwendet.

Wie wird das Substituierbarkeitspotenzial berechnet?

Ausgangspunkt für die Berechnung des Substituierbarkeitspotenzials sind die berufskundlichen Informationen der Expertendatenbank BERUFENET der Bundesagentur für Arbeit, die auch zur Berufsberatung und -vermittlung genutzt wird.
Für knapp 4.000 Einzelberufe wurde geprüft, ob die für die Berufsausübung zwingend erforderlichen Kernanforderungen Routine-Tätigkeiten oder Nicht-Routine-Tätigkeiten darstellen und entsprechend nach aktueller Experteneinschätzung durch Computer oder computergesteuerte Maschinen ersetzt werden können oder nicht.
Das Substituierbarkeitspotenzial wird dann als gleichgewichteter Anteil der IT-technisch ersetzbaren Tätigkeiten an allen Kernanforderungen eines Berufes errechnet.

Gibt das Substituierbarkeitspotenzial an, welche Berufe zukünftig durch Computer ersetzt werden?

Nein, diese Aussage kann aus verschiedenen Gründen nicht getroffen werden:

  • Beim Substituierbarkeitspotenzial wird die Ersetzbarkeit von einzelnen Tätigkeiten im Rahmen eines Berufs, nicht der Berufe insgesamt, betrachtet. Viele Berufe werden sich voraussichtlich durch die fortschreitende Digitalisierung in ihrer Zusammensetzung und Ausgestaltung verändern. Ob Berufe aufgrund der Entwicklung tatsächlich gänzlich verschwinden, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden.
  • Durch die IT-technische Ersetzbarkeit von beruflichen Einzelanforderungen wird keine Prognose für die Zukunft erstellt. Es wird lediglich das aktuell mögliche Potenzial der Ersetzbarkeit dargestellt.
  • Aus der technischen Möglichkeit einer Rationalisierungsmaßnahme allein kann noch nicht auf ihre tatsächliche Realisierung geschlossen werden. Hierbei spielen auch deren Kosten und Nutzen/Einsparpotenziale eine entscheidende Rolle.
  • Die Digitalisierung kann nicht nur zu einem geringeren Arbeitskräftebedarf in einzelnen Berufsfeldern führen, sondern durch die Kostenreduzierung auch zu einer Erhöhung der (sektoralen und/oder gesamtwirtschaftlichen) Nachfrage. Der Nettoeffekt auf die berufsspezifische Arbeitsnachfrage ist schwer einzuschätzen.

Gibt es regionale Unterschiede im Substituierbarkeitspotenzial?

Nein, die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung können in ganz Deutschland als annähernd gleich eingeschätzt werden. Daher unterscheiden sich die Substituierbarkeitspotenziale auf Ebene der Einzelberufe nicht.
Allerdings gibt es Unterschiede in den regionalen Wirtschaftsstrukturen und in der berufsfachlichen Zusammensetzung von Arbeitskräfteangebot und -nachfrage, so dass die Substituierbarkeitspotenziale von Berufsaggregaten oder für lokale Arbeitsmärkte regional differieren können.
Bei der Aktualisierung der Substituierbarkeitspotenziale für die technologischen Möglichkeiten im Jahr 2022 zeigt sich, dass in Deutschland durchschnittlich 38 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in einem Beruf arbeiten, in dem mindestens 70 Prozent der Tätigkeiten automatisiert erledigt werden könnten. Dabei weisen nach wie vor das Saarland (41,8 Prozent), Baden-Württemberg (41,3 Prozent) und Thüringen (40,6 Prozent) die höchsten Anteile an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berufen mit einem solch hohen Substituierbarkeitspotenzial auf. In Berlin (26,8 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (30,0 Prozent), Hamburg (33,2 Prozent), Brandenburg (33,6 Prozent), Schleswig-Holstein (34,1 Prozent) und Sachsen-Anhalt (34,9 Prozent) ist dieser Anteil am niedrigsten.

Die Berichterstattung beschränkt sich, analog zur interaktiven Statistik „Strukturwandel nach Berufen“, auf folgende Indikatoren:

Weiterführende Informationen sowie die interaktive Statistik „Strukturwandel nach Berufen“ finden Sie im Internet.

Aktuelle Publikationen des IAB zum Substituierbarkeitspotenzial: