Online-Bericht: Akademiker/-innen - Berufsgruppen

Der Teil Berufsgruppen enthält Einschätzungen und aktuelle Daten zu den größeren akademischen Berufsgruppen.

2.1 Ingenieurberufe

PDF-Datei (PDF, 189KB)

Die zahlreichen Herausforderungen im Kontext der digitalen und ökologischen Transformation in Kombination mit Lieferengpässen und Preissteigerungen bleiben nicht ohne Auswirkungen auf den Ingenieur-Arbeitsmarkt. Die konjunkturelle Schwäche tat im Jahr 2024 ihr Übriges dazu. Insgesamt ist die Lage am Arbeitsmarkt für Ingenieurinnen und Ingenieure aber weiter gut. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Ingenieurkräften legte 2024 weiter zu. Auch die gemeldete Nachfrage lag trotz Rückgangs immer noch auf einem hohen Niveau. Allerdings ist die Arbeitslosenzahl nennenswert gestiegen.

Teilweise zeigen sich nach Daten der Bundesagentur für Arbeit Besetzungsprobleme, zum Beispiel in der Elektrotechnik, Mechatronik und Automatisierungstechnik, der Informations- und Kommunikationstechnik oder auch in Bau und Architektur. Im Maschinenbau haben die gestiegenen Absolventenzahlen der Vorjahre und die schwache Konjunktur dazu geführt, dass kein Fachkräftemangel mehr erkennbar ist1.

Die weiterhin hohe Studierendenzahl dürfte das Fachkräftepotenzial an Ingenieurinnen und Ingenieuren in den nächsten Jahren insgesamt weiter stabilisieren.

Zahl beschäftigter Ingenieurkräfte weiter auf Wachstumskurs

Rund 2,0 Millionen Erwerbstätige verfügten 2023 laut Mikrozensus über einen Studienabschluss im Ingenieurwesen2. Das waren 10 Prozent mehr als 2020. Längere Zeitvergleiche sind aufgrund einer methodischen Umgestaltung der Datenerhebung zwar nicht möglich; im Rückblick auf die Zeit von 2012 bis 2019, für die eine zeitliche Vergleichbarkeit gegeben ist, zeigt sich aber ebenfalls ein deutliches Wachstum der Erwerbstätigenzahl mit ingenieurwissenschaftlichem Abschluss und zwar um über 250.000. Dies entspricht einem Anstieg von 16 Prozent.

[1]   Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2023 (Erstergebnis).

Abbildung 2.1 - 1

Beschäftigung in Ingenieurberufen weiter aufwärts gerichtet

Erwerbstätige mit ingenieurwissenschaftlichem Abschluss sowie erwerbstätige und sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieurfachkräfte

Diagramm: Beschäftigung in Ingenieurberufen weiter aufwärts gerichtet

Die Zahl der in einem Ingenieurberuf Arbeitenden fällt allerdings geringer aus, da nicht alle, die einmal ein Ingenieurstudium abgeschlossen haben, diesen Beruf ausüben: Der Mikrozensus verzeichnete 2023 gut 1,5 Millionen im Ingenieurberuf Erwerbstätige. Der Großteil befand sich in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis. Nur etwa 5 Prozent (84.000 Personen) waren als Selbständige tätig (Abbildung 2.1 – 1).

Für die größte Teilgruppe der abhängig Beschäftigten – nämlich Beschäftigte, die in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehen – liegen differenzierte Daten aus der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit vor. Danach waren 2024 insgesamt rund 1,15 Millionen Ingenieurfachkräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt3. Das waren 2 Prozent mehr als im Vorjahr.


Abbildung 2.1 - 2 

Fast zwei Drittel der Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten in Produktion und Fertigung einschließlich der technischen Forschung

Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieurfachkräfte am 30.06.2024

Diagramm: Fast zwei Drittel der Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten in Produktion und Fertigung einschließlich der technischen Forschung

Mit fast zwei Dritteln finden sich die meisten der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ingenieurinnen und Ingenieure in der Produktion und Fertigung einschließlich der technischen Forschung und Entwicklung. Gut jede fünfte Ingenieurfachkraft war in Bau, Architektur, Vermessung oder Gebäudetechnik beschäftigt. 16 Prozent übten weitere Ingenieurtätigkeiten aus, zum Beispiel im Technischen Vertrieb oder mit naturwissenschaftlichen bzw. informationstechnischen Inhalten (Abbildung 2.1 – 2)

Abbildung 2.1 - 3

Überdurchschnittlicher Beschäftigungsanstieg vor allem im Vertrieb und Verkehr

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Ingenieurberufen; 30.06.2024, Veränderung zum Vorjahr in Prozent

Diagramm: Beschäftigungsanstieg 2023 in allen Ingenieurberufen, vor allem im Vertrieb

Trotz konjunktureller Schwäche hat die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ingenieurinnen und Ingenieure 2024 in allen Tätigkeitsfeldern weiter zugenommen. Dabei fiel der Zuwachs im Technischen Vertrieb, in Verkehrsbetrieb und Sicherheitstechnik sowie in der Mecha-tronik, Energie- und Elektrotechnik überdurchschnittlich aus (Abbildung 2.1 – 3).

Gemeldete Nachfrage trotz Rückgangs weiter auf hohem Niveau

Nachdem der Bestand an gemeldeten offenen Stellen 2023 für Ingenieurinnen und Ingenieure einen neuen Höchststand erreicht hatte, ging die Nachfrage 2024 um 15 Prozent zurück. Mit 22.000 gemeldeten Stellen befindet sie sich aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

Auch der Zugang, der das Besetzungsvolumen eines Jahres besser abbildet als der Bestand, spiegelt mit 61.000 Stellenmeldungen einen zwar gesunkenen, aber weiterhin hohen Personalbedarf wider. Dieser Rückgang zeigt sich in allen Ingenieurfachrichtungen mit Ausnahme des Vertriebs. Besonders kräftig gesunken sind dabei die Stellenmeldungen in Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik, weniger stark dagegen im Bauwesen.

Engpässe in einzelnen Fachrichtungen

Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit traten in einigen Fachrichtungen Besetzungsprobleme zu Tage. Die BA-Engpassanalyse weist zum Beispiel für Expertinnen und Experten in Maschinenbau und Betriebstechnik, Kraftfahrzeugtechnik, Elektrotechnik und technischen Qualitätssicherung Engpässe aus. Ebenso ist ein Expertenmangel in der Bauplanung und -überwachung zu beobachten.4 

Arbeitslosenzahl 2024 weiter gestiegen

Im Jahresdurchschnitt 2024 waren 40.000 Ingenieurinnen und Ingenieure arbeitslos gemeldet. Das waren 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anstieg ist, ausgehend von einem geringen Niveau, prozentual am stärksten im technischen Vertrieb sowie in Bauingenieurberufen sichtbar.

Mit einer Höhe von 3,5 Prozent fällt die berufsspezifische Arbeitslosenquote für Ingenieurinnen und Ingenieure 2024 um 0,4 Prozentpunkte höher aus als im Vorjahr. Sie übersteigt die Arbeitslosenquote für Akademikerinnen und Akademiker insgesamt, die 2024 2,9 Prozent betrug.

Abbildung 2.1 - 4

Arbeitslosenquoten in den Ingenieurberufen sehr unterschiedlich

Arbeitslosenquoten für ausgewählte Ingenieurberufe 2024 in Prozent

Diagramm: Arbeitslosenquote in den Ingenieurberufen sehr unterschiedlich

Zwischen den Fachrichtungen gibt es erhebliche Unterschiede. Am geringsten fiel die Arbeitslosenquote 2024 in der Technischen Forschung aus, gefolgt von der Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie der Produktionssteuerung und Konstruktion (Abbildung 2.1 – 4). Im Bauingenieurwesen und der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik war die Arbeitslosenquote mit rund 4 Prozent etwas höher. Eine vergleichsweise hohe Arbeitslosenquote errechnet sich für den technischen Vertrieb.

Studierendenzahl gesunken, aber auf hohem Niveau

Die Zahl der erfolgreichen Prüfungen hatte in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften (hier ohne Informatik) seit 2003 einen enormen Zuwachs erfahren. Von 2016 bis 2019 wurden jährlich über 100.000 bestandene Hochschulprüfungen gezählt. Im Corona-Jahr 2020 fiel die Zahl der Abschlussprüfungen in einem Ingenieurstudiengang erstmals seit 2016 wieder unter die 100.000. Mit 93.000 ist die Zahl der frisch examinierten Ingenieurinnen und Ingenieure 2023 zwar erneut gegenüber dem Vorjahr gesunken (-3 Prozent), sie bewegt sich aber im langjährigen Vergleich weiterhin auf hohem Niveau.

Von 2013 bis 2022 sind jährlich über eine halbe Million Studierende in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften (ohne Informatik) eingeschrieben gewesen. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2016 geht die Studierendenzahl zwar von Jahr zu Jahr zurück und hat 2023 erstmals wieder die 500.000 unterschritten. Sie ist aber immer noch sehr hoch. In den Jahren von 2000 bis 2010 waren durchschnittlich nicht einmal 330.000 Studierende verzeichnet gewesen.

Die folgenden Kapitel betrachten näher die beschäftigungsstarken Tätigkeitsfelder

• Maschinen- und Fahrzeugtechnik,
• Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik,
• Technische Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktion,
• Bau und Architektur.

__________

1 Vgl. Bundesagentur für Arbeit: Fachkräfteengpassanalyse 2023, Nürnberg Juni 2024.
2 Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2023 (Erstergebnis).
3Die Arbeitsmarktdaten basieren auf dem Berufsaggregat "Ingenieurberufe" (PDF, 119KB), welches Berufsgattungen der KldB2010 umfasst, die für ausgebildete Ingenieure typische Berufe im Sinne von Tätigkeiten beschreiben. Dabei ist zu beachten, dass die Gesamtdarstellung aller Ingenieurtätigkeiten nicht vollständig deckungsgleich ist mit den ausgewählten Ingenieurfachrichtungen der Kapitel 2.1.1 bis 2.1.4. So wird zum Beispiel in Kapitel 2.1.4 nur der Bereich Bau und Architektur betrachtet, während in der Gesamtdarstellung auch die Bereiche Vermessung und Gebäudetechnik beinhaltet sind. Deshalb können die Angaben etwas voneinander abweichen
4Vgl. Bundesagentur für Arbeit: Fachkräfteengpassanalyse 2023, Nürnberg Juni 2024. 

Stand: Mai 2025

2.1.1 Maschinen- und Fahrzeugtechnik

PDF-Datei (PDF, 407KB)

Der exportorientierte Maschinen- und Fahrzeugbau bekommt seit 2019 die gedämpfte Weltkonjunktur zu spüren. Gleichzeitig bringt der Wandel zur Elektromobilität in der Fahrzeugbranche gewaltige Veränderungen mit sich. Hinzu kamen ab 2020 die Einschränkungen der Corona-Krise, gestörte Lieferketten und ab 2022 rasant gestiegene Material- und Energiekosten in Folge des Ukraine-Krieges. In Anbetracht der Fülle der Herausforderungen sind am Arbeitsmarkt für Ingenieurinnen und Ingenieure der Maschinen- und Fahrzeugtechnik nur geringe Auswirkungen zu beobachten. Die Zahl der Beschäftigten setzte 2024 ihren Wachstumskurs fort. Die gemeldete Kräftenachfrage nahm jedoch konjunkturbedingt ab. Die Arbeitslosenquote bleibt bei geringen 2,8 Prozent. Die Studierendenzahl hat mittlerweile ihren Zenit überschritten. Dennoch sind in den nächsten Jahren weiterhin hohe Absolventenzahlen zu erwarten.

Beschäftigungsaufbau setzt sich fort

Rund 254.000 Maschinen- und Fahrzeugtechnik-Expertinnen und -Experten, deren Anforderungsprofil einer mindestens vierjährigen Hochschulausbildung oder vergleichbaren Kompetenzen entspricht, waren laut Mikrozensus 2023 in Deutschland als Angestellte, Selbständige oder Beamte tätig.1 Für die größte Teilgruppe – die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – weist die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit für 2024 rund 148.000 Personen aus.2 Das entspricht einem Zuwachs von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Beschäftigung setzte damit 2024 ihren konsequenten Wachstumskurs fort. Selbst im Pandemiejahr 2020 hatte es zumindest ein leichtes Beschäftigungsplus gegeben.

Großes Beschäftigungsfeld mit vielfältigen Aufgaben

Den Beschäftigungsschwerpunkt des Berufsfeldes bilden mit rund 87.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen und einem Anteil von 59 Prozent der Maschinenbau und die Betriebstechnik. Dieser Bereich lässt sich in drei Teilbereiche gliedern: 51.000 Beschäftigte gestalten und optimieren im Maschinenbau und in der Betriebstechnik beispielsweise als Maschinenbau- oder Verfahrensingenieurin bzw. -ingenieur Produktionsabläufe oder entwickeln Maschinen und Fertigungsanlagen. 21.000 sind im Technischen Service und der Instandhaltung tätig und weitere 17.000 nehmen in erster Linie Führungsaufgaben wahr (Abbildung 2.1.1 – 1).

In Berufen der Fahrzeugtechnik waren 2024 gut 60.000 Expertinnen und Experten sozialversicherungspflichtig beschäftigt, mit fast 40.000 die meisten in der Kraftfahrzeugtechnik. Es folgt als weiterer, zahlenmäßig nicht zu unterschätzender Tätigkeitsbereich die Luft- und Raumfahrttechnik mit 13.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren. Hinzu kommen knapp 7.000 Ingenieurinnen und Ingenieure, die in der Fahrzeugtechnik mit Leitungsfunktionen betraut sind.

Sonstige kleinere Tätigkeitsfelder sind der Schiffbau, die Land- und Baumaschinentechnik oder die Zweiradtechnik.

Gemeldete Nachfrage vergleichsweise gering

Im Kontext der Wirtschaftsschwäche ist der gemeldete Bedarf an neuen Arbeitskräften um 19 Prozent auf einen Stellenbestand von 2.200 gesunken. Abgesehen von der Corona-Krise ist das der geringste Wert der letzten zehn Jahre.

Die Jahressumme an neuen Stellenmeldungen, die das Besetzungsvolumen besser widerspiegelt als der Bestand, belief sich 2024 auf rund 7.200 Stellenmeldungen. Das waren 10 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Krise scheint es heute in der Regel schneller zu gelingen, offene Stellen zu besetzen. Die Vakanzzeit, also die Zeit von dem gewünschten Besetzungszeitpunkt bis zur Abmeldung einer offenen Stelle bei der Agentur für Arbeit, hat sich merklich verringert: von durchschnittlich 125 Tagen (2015 bis 2019) auf 95 Tage im Jahr 2024. Dies steht im Einklang mit der BA-Fachkräfteengpassanalyse, die für Expertinnen und Experten in Maschinen- und Fahrzeugbau nur noch punktuell in Maschinenbau und Betriebstechnik und der Kraftfahrzeugtechnik einen Fachkräfteengpass ausweist.3

Arbeitslosigkeit weiter auf niedrigem Niveau

4.400 Arbeitslose suchten im Jahresdurchschnitt 2024 eine Arbeit als Expertin oder Experte der Maschinen- oder Fahrzeugtechnik. Damit ist die Zahl der Arbeitslosen ausgehend von einem geringen Niveau im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent angestiegen. Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei geringen 2,8 Prozent.

Hohe, aber rückläufige Studierendenzahl

Im Prüfungsjahr 2023 beendeten 29.000 Absolventinnen und Absolventen erfolgreich ihr Studium im Studienbereich Maschinenbauwesen, Verfahrenstechnik. Das waren 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Neben dem Studienbereich Maschinenbau, Verfahrenstechnik wurden noch weitere 5.000 erfolgreiche Prüfungen im Studienbereich Verkehrstechnik, Nautik absolviert.

In den nächsten Jahren kann mit rückläufigen, aber weiter hohen Absolventenzahlen gerechnet werden. Die Zahl der Neueinschreibungen fiel 2023/24 um ein Prozent kleiner aus als im Vorjahr, bewegte sich aber mit rund 39.000 Studierenden im ersten Fachsemester auf einem im langjährigen Vergleich hohen Niveau.

Insgesamt waren 143.000 Studierende im Studienbereich Maschinenbau, Verfahrenstechnik eingeschrieben. Die Zahl sinkt zwar kontinuierlich seit 2015, es waren 2023/24 aber immerhin die Hälfte mehr Studierende eingeschrieben als um die Jahrtausendwende. Daneben studierten 25.000 junge Menschen Verkehrstechnik, Nautik.

Abbildung 2.1.1 – 1

Diagramm: Maschinen- und Fahrzeugtechnik (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

 __________

1Quelle: Statistisches Bundesamt. Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 Der Mikrozensus kam 2023 auf 231.000 angestellte Personen. Die starke Abweichung gegenüber der Beschäftigungsstatistik resultiert unter anderem aus Spielräumen bei der Zuordnung des Schwerpunktes der beruflichen Tätigkeit zur amtlichen Klassifikation. Offensichtlich bestehen in dieser Berufsgruppe sehr große Unterschiede zwischen der Einschätzung der Betriebe (Beschäftigungsstatistik) und der Beschäftigten selbst (Mikrozensus). Außerdem ist zu beachten, dass der Mikrozensus wie alle Befragungsergebnisse mit Unschärfen z. B. aufgrund von unvermeidbaren Stichprobenfehlern oder Antwortausfällen behaftet ist. Siehe auch Hinweise zu statistischen Angaben.
3Vgl. Bundesagentur für Arbeit: Fachkräfteengpassanalyse 2023, Nürnberg Juni 2024.

Stand: April 2025

2.1.2 Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik

PDF-Datei (PDF, 400KB)

Die Arbeitsmarktsituation für Expertinnen und Experten der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik stellt sich grundsätzlich gut dar. Die aktuellen Herausforderungen wie die Energiewende oder die rasant zunehmende Digitalisierung und Automatisierung bringen einen hohen Bedarf an Fachexpertise mit sich. Dies schlug sich 2024 in einer weiter gewachsenen Beschäftigtenzahl nieder. Allerdings war das Produzierende Gewerbe 2024 stark von der Konjunkturschwäche betroffen. Auch die Transformation der Automobilindustrie verläuft nicht ohne Friktionen. So ging die gemeldete Nachfrage nach Experten und Expertinnen in der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik 2024 deutlich zurück. Im Vergleich der letzten zehn Jahre bewegte sie sich aber auf hohem Niveau. Die Arbeitslosigkeit ist merklich angestiegen, nachdem sie in den letzten zwei Jahren rückläufig gewesen war. Die Zahl der Studierenden ist seit 2017 rückläufig.

Zahl der Beschäftigten leicht gestiegen

Nach Angaben des Mikrozensus waren 2023 rund 182.000 Expertinnen und Experten der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik in Deutschland tätig.1 5 Prozent von ihnen übten die Arbeit als Selbständige aus. Mit 173.000 Personen befand sich die große Mehrheit in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis als Angestellte, Beamte oder Minijobber beispielsweise neben einem Studium.

Die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit weist 2024 im Feld der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik 94.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Expertinnen und Experten aus (Abbildung 2.1.2 – 1).2 In den letzten zwei Jahren gab es zwar nennenswerte Beschäftigungsgewinne, zuletzt um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Verlauf der letzten zehn Jahre ist aber das Wachstum unterdurchschnittlich ausgefallen. Möglich Ursache könnte eine zunehmende Verlagerung von der Elektrotechnik hin zur (technischen) Informatik sein. In der Zusammenschau betrachtet ist das Berufsfeld Informatik/Informations- und Elektrotechnik stark gewachsen.

Gemeldete Nachfrage gesunken

Nach dem Hoch der letzten zwei Jahre ist der Bestand an gemeldeten offenen Arbeitsstellen 2024 im Kontext der schwachen Konjunktur auf 4.100 gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr waren das zwar fast ein Viertel weniger, aber – mit Ausnahme von 2018 – immer mehr als in den Jahren 2014 bis 2021.

Auch der Zugang an neuen Stellenofferten, der besser das Nachfragevolumen eines Jahres beschreibt, fiel 2024 mit 10.200 Stellenangeboten um ein Viertel niedriger aus als im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zu den Jahren vor 2020 ist das Niveau aber weiterhin hoch.

In Berufen der Elektrotechnik kam es laut Daten der Bundesagentur für Arbeit häufig zu Engpässen bei der Besetzung gemeldeter Arbeitsstellen.3

Arbeitslosenzahl gestiegen

Die Zahl der Arbeitslosen, die eine Expertentätigkeit in der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik anstreben, stieg 2024 auf 3.700 Arbeitslose. Das war eine Zunahme von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,3 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent. Sie fällt damit höher aus als im Durchschnitt über alle akademischen Berufe (2,9 Prozent).

Studierendenzahl rückläufig

Rund 13.000 erfolgreichen Prüfungen wurden im Studienbereich Elektrotechnik und Informationstechnik abgelegt. Das waren 2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Der Anteil der Frauen hat sich zwar in den letzten zehn Jahren um 6 Prozentpunkte erhöht, betrug aber zuletzt trotzdem nur 15 Prozent.

Jeweils rund die Hälfte der Prüflinge erwarb einen Bachelor- bzw. einen Masterabschluss. Etwa die Hälfte der Bachelor schließt ein Masterstudium an und steht dem Arbeitsmarkt erst später zur Verfügung.4

 Die Zahl der Studierenden unterlag in der Elektro- und Informationstechnik großen Wellenbewegungen. Ausgehend von einem Niveau von fast 100.000 Studierenden im Jahr 1993 erreichte sie 2007 mit 64.000 einen Tiefpunkt. Danach war bis 2016 ein Aufwärtstrend zu beobachten, der anschließend in eine bis zuletzt anhaltende Abwärtsbewegung mündete. 2023/24 waren insgesamt rund 73.000 Studierende im Studienbereich Elektro- und Informationstechnik eingeschrieben. Das waren 5 Prozent weniger als im Vorjahr und 13 Prozent weniger als zehn Jahre zuvor.

 

 

Abbildung 2.1.2 – 1

Diagramm: Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1Quelle: Statistisches Bundesamt, Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2Die starke Abweichung gegenüber dem Mikrozensus resultiert unter anderem aus Spielräumen bei der Zuordnung des Schwerpunktes der beruflichen Tätigkeit zur amtlichen Klassifikation. Offensichtlich bestehen in dieser Berufsgruppe sehr große Unterschiede zwischen der Einschätzung der Betriebe (Beschäftigungsstatistik) und der Beschäftigten selbst (Mikrozensus). Außerdem ist zu beachten, dass der Mikrozensus wie alle Befragungsergebnisse mit Unschärfen z. B. aufgrund von unvermeidbaren Stichprobenfehlern oder Antwortausfällen behaftet ist. Siehe auch Hinweise zu statistischen Angaben.
3 vgl. Bundesagentur für Arbeit: BA-Fachkräfteengpassanalyse 2023, Nürnberg Juni 2024.
4Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des Studienverlaufs. Angaben beziehen sich auf die Ingenieurwissenschaften insgesamt.

Stand: April 2025

2.1.3 Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktion

PDF-Datei (PDF, 421KB)

Neben den in den vorangehenden Kapiteln beschriebenen Tätigkeitsfeldern finden Ingenieurinnen und Ingenieure vielfältige Einsatzbereiche in der Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktion. Hier entwickeln sie zum Beispiel Produkte, technische Verfahren oder Technologien, sind in der Grundlagenforschung tätig, organisieren und überwachen den Betrieb von Anlagen und Fertigungsprozessen oder arbeiten an Aufgabenstellungen wie Energie- und Kosteneffizienz, Qualitätssicherung und Prozess- und Produktsicherheit. Typisch für dieses Feld sind Tätigkeitsbezeichnungen wie Forschungs- und Entwicklungsingenieur/-in, Projektingenieur/-in, Konstruktionsingenieur/-in, Qualitätsingenieur/-in oder Wirtschaftsingenieur/-in. Gerade die Verbindung von technischem Knowhow und betriebswirtschaftlichem Sachverstand, die kennzeichnend für die letztgenannte Berufsgruppe ist, hat an Stellenwert gewonnen. Als Führungskräfte sind Ingenieurinnen und Ingenieure darüber hinaus in produzierenden Unternehmen unter anderem für die Steuerung der Fertigung im Hinblick auf Quantität und Qualität, Termintreue und Effizienz verantwortlich.

Diese hochqualifizierten Technik-Expertinnen und -Experten zählen zu den gefragten Fachkräften am deutschen Arbeitsmarkt. Dies zeigt sich an einer in den letzten Jahren dynamisch gewachsenen Beschäftigung. Im Kontext der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Lieferengpässe und gestiegenen Energie- und Materialkosten hat sich der Beschäftigungsaufbau seit 2020 allerdings verlangsamt. Die anhaltende konjunkturelle Schwäche zeigt 2024 besonders im Produzierenden Gewerbe negative Auswirkungen. Die Arbeitslosigkeit ist 2024 wieder gestiegen, bleibt aber auf Vollbeschäftigungsniveau. Die gemeldete Nachfrage ist nach ihrem Höchststand deutlich zurückgegangen. Die Studierendenzahlen bewegen sich weiterhin auf einem noch hohen Niveau und dürften in den nächsten Jahren zu einem stabilen Fachkräftepotenzial beitragen.

Forschung und Entwicklung als wichtiges Arbeitsfeld

IIn den Tätigkeitsfeldern Technische Forschung und Entwicklung einerseits und der Produktion und Konstruktion andererseits waren 2024 insgesamt 451.000 Ingenieurfachkräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Von ihnen waren 256.000 Ingenieurinnen und Ingenieure vorwiegend mit Forschen und Entwickeln betraut, darunter 12.000 als Führungskräfte.
In der Produktionsplanung und -steuerung sowie der Konstruktion waren 195.000 Ingenieurfachkräfte beschäftigt. 90.000 übten Leitungsaufgaben aus, während rund 61.000 als Arbeitsplanungs-, Betriebs-, Fertigungs- oder Wirtschaftsingenieurin oder -ingenieur fachliche Verantwortung in der Produktion übertragen war. Für weitere 30.000 stand die technische Qualitätssicherung im Mittelpunkt der Berufsausübung. Ferner waren mit 13.000 Personen als hochqualifizierte Fachkräfte in der Konstruktion beziehungsweise im Gerätebau tätig (Abbildung 2.1.3 – 1).

Der permanente Beschäftigungsaufbau, der in den letzten Jahren zu beobachten war, hat sich 2024 fortgesetzt. Mit einem Plus von knapp 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr hat die Dynamik des Wachstums jedoch merklich nachgelassen.

Das aktuelle Wachstum zeigt sich gleichermaßen in Forschung und Entwicklung sowie in Produktion und Fertigung. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung könnten sich hier Investitionen zum Beispiel in Künstliche Intelligenz, alternative Antriebe, autonomes Fahren oder auch Automatisierung und Vernetzung der Produktionsprozesse widerspiegeln.

Gemeldete Nachfrage gesunken

Nach dem Höchststand im Jahr 2023 hat die gemeldete Nachfrage nach Technik-Expertinnen und -Experten 2024 vor dem Hintergrund der schwachen Konjunktur wieder nachgelassen.

Durchschnittlich hatte die öffentliche Arbeitsvermittlung 2024 rund 2.900 Stellenangebote im Portfolio. Damit ist die gemeldete Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr ein Fünftel gesunken. Im Laufe des Jahres wurden 9.300 Stellenangebote neu gemeldet, ebenfalls ein Fünftel weniger als im Vorjahr.

Die meisten Offerten richteten sich dabei an Kräfte in der technischen Produktionsplanung und
-steuerung. Insbesondere wenn es um die Besetzung von Stellen in der technischen Qualitätssicherung ging, traten laut BA-Statistik immer wieder erhebliche Besetzungsprobleme auf.1

Arbeitslosigkeit bleibt auf niedrigem Niveau

22024 waren jahresdurchschnittlich 8.900 Personen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenzahl hat sich damit gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent erhöht. Die Arbeitslosenquote stieg von 2023 auf 2024 um 0,1 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent. Sie fiel damit weiterhin erheblich geringer aus als in den meisten Berufsgruppen.

Zahl der Studierenden zuletzt gesunken

Die Zahl der jungen Menschen, die erfolgreich ein Wirtschaftsingenieur-Studium oder ein Studium des Allgemeinen Ingenieurwesens abgeschlossen haben, verzeichnete in den vergangenen Jahren – außer im Corona-Jahr 2020 – einen steten Aufwärtstrend. 2023 ist ihre Zahl jedoch erstmals wieder gesunken. 19.000 Personen schlossen 2023 ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens ab (-5 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und weitere 9.000 ein Studium des Allgemeinen Ingenieurwesens (+1 Prozent).

Insgesamt waren rund 92.000 junge Menschen 2023/24 für ein Wirtschaftsingenieurstudium eingeschrieben, 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig wies die Hochschulstatistik 54.000 Studierende der Allgemeinen Ingenieurwissenschaften aus. Dies waren ein Prozent weniger als im Vorjahr.

Im Bereich des Wirtschaftsingenieurwesens hat der ingenieurwissenschaftliche Schwerpunkt erheblich an Bedeutung gewonnen.2 Wählten im Jahr 2011 etwa die Hälfte diesen Schwerpunkt, so kletterte dieser Anteil bis 2023/24 auf zwei Drittel.

Abbildung 2.1.3 – 1

Diagramm: Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktion (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1Vgl. Bundesagentur für Arbeit: BA-Fachkräfteengpassanalyse 2023, Nürnberg Juni 2024.
2Differenzierte Betrachtung von Schwerpunkten ab 2009 möglich.

 

Stand: April 2025

2.1.4 Architektur und Bauingenieurwesen

PDF-Datei (PDF, 414KB)

Der Arbeitsmarkt für Architektinnen und Architekten sowie Bauingenieurinnen und Bauingenieure ist eng mit der Baukonjunktur verknüpft. Trotz Verbesserung sind die wirtschaftlichen Erwartungen Anfang 2025 von Skepsis geprägt. Gestiegene Baupreise, Finanzierungskosten und Auftragsmangel im Kontext der allgemeinen Konjunkturschwäche wirken sich negativ aus. Trotzdem hat sich das Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Architektur und Bauingenieurwesen 2024 fortgesetzt, jedoch nicht mehr im Umfang der Vorjahre. Die wirtschaftliche Schwäche spiegelt sich 2024 in einem Rückgang der gemeldeten Stellenangebote und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote fällt aber nach wie vor gering aus. Was das Nachwuchspotenzial an Baufachleuten angeht, kann mit Blick auf tendenziell gestiegene Studierendenzahlen für die nächsten Jahre eine Zunahme erwartet werden.

Über 500.000 hochqualifizierte Baukundige

Laut Angaben des Mikrozensus verfügten rund 263.000 Personen über einen Abschluss im Bauingenieurwesen1 und 245.000 über einen der Architektur. Die Zahl der tatsächlich als Architektin bzw. Architekt tätigen Personen ist merklich kleiner: Der Mikrozensus weist rund 139.000 erwerbstätige Personen aus (Abbildung 2.1.4 – 1). Die Mitgliederstatistik der Bundesarhitektenkammer registrierte mit insgesamt rund 142.000 Architekteninnen und Architekten sowie Stadtplanerinnen und Stadtplanern etwas mehr. Gut ein Viertel der Architektinnen und Architekten war selbständig tätig.2

Eine Tätigkeit im Bauingenieurwesen oder in der Bauleitung übten rund 276.000 Personen aus (Abbildung 2.1.4 – 2). Auch in diesem Feld dürften viele Architektinnen und Architekten tätig sein, denn die Zahl der Erwerbstätigen, die über einen Studienabschluss im Bauingenieurwesen verfügen, ist mit 263.000 kleiner.

Auch im Bauingenieurwesen kommt der selbständigen Berufsausübung eine gewisse Bedeutung zu. Rund 13 Prozent waren ihr eigener Chef bzw. ihre eigene Chefin. Unter den Bau-Fachkundigen waren darüber hinaus rund 12.000 Personen, die bei Bauämtern oder anderen Institutionen des Öffentlichen Dienstes als Beamte beschäftigt waren.3

Erwerbstätigkeit hat merklich zugenommen

Die Zahl der Erwerbstätigen mit einem Studienabschluss im Bauingenieurwesen oder in der Architektur ist im Lauf der letzten zehn Jahre immer wieder Schwankungen unterworfen gewesen. Tendenziell zeigt sich aber eine merkliche Zunahme. Die letzten Angaben der Bundesarchitektenkammer von Januar 2024 weisen für die Berufsausübenden jedoch zuletzt kaum noch einen Zuwachs aus. Laut BA-Statistik ist die Zahl der im Bauingenieurwesen oder der Bauleitung sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2024 gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent gestiegen, die Zahl der Architektinnen und Architekten ging um ein Prozent zurück.

Fachkräftemangel im Bauingenieurwesen

Bauingenieurinnen und Bauingenieure konnten in den letzten Jahren von der guten Baukonjunktur profitieren. So hatte die Nachfrage nach Fachexpertinnen und Fachexperten im Bau seit Jahren zugenommen. Vor allem in der Bauplanung und Bauleitung traten dabei zunehmend Engpässe bei der Fachkräfterekrutierung auf. Im Verlauf des Jahres 2024 wurden im Bauingenieurwesen insgesamt 16.700 Stellenangebote neu gemeldet. Das war aufgrund der andauernden konjunkturellen Schwäche ein Minus von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber gleichzeitig immer noch ein im langjährigen Vergleich hohes Niveau. Monatsdurchschnittlich hatte der Arbeitgeber-Service der Bundesagentur für Arbeit damit 6.900 Stellen im Angebot.

Dem standen 6.000 arbeitslose Bauexpertinnen und Bauexperten gegenüber, 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote stieg in Architektur und Bauingenieurwesen von 2,6 Prozent im Jahr 2023 auf immer noch niedrige 2,8 Prozent im Jahr 2024.

In der Architektur trotz gestiegener Arbeitslosigkeit weiter Vollbeschäftigung

Die Nachfrage nach abhängig beschäftigten Architektinnen und Architekten bewegte sich 2024, gemessen an den im Jahresverlauf neu gemeldeten Arbeitsstellen, mit 3.600 Jobofferten spürbar unter dem Niveau des Vorjahres (-10 Prozent). Monatsdurchschnittlich waren 1.100 Arbeitsstellen zu vermitteln.

Gleichzeitig waren rund 3.700 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt registriert. Dies entspricht einem Plus von einem Fünftel gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote, die nur gemeinsam für die Berufe Bauingenieur/-in und Architekt/-in berechnet wird, entspricht jedoch mit 2,8 Prozent weiterhin Vollbeschäftigung.

Trotz Verbesserung sind wirtschaftliche Erwartungen von Skepsis geprägt

Nach den Negativtendenzen bei den Indikatoren für das Baugewerbe in den letzten zwei Jahren gibt es Anfang 2025 positive Anzeichen. 2024 lagen die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe real und kalenderbereinigt um knapp ein Prozent unter denen des Vorjahres, im Januar 2025 wurde jedoch ein Plus von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet. Auch die Baugenehmigungen für Wohnungen übersteigen im Januar 2025 den Wert des Vorjahresmonats um 7 Prozent. Allerdings sind die Preise für Wohngebäude weiter gestiegen, was zusammen mit der rezessiven wirtschaftlichen Lage einen dämpfenden Einfluss haben dürfte.4 Die Einschätzung der aktuellen Lage hat sich laut ifo-Geschäftsklimaindex zwar im März 2025 etwas aufgehellt. Die Erwartungen bleiben aber trotz einer Verbesserung von starker Skepsis geprägt. Nach wie vor bleibt der Auftragsmangel die größte Herausforderung für die Bauwirtschaft.5

Interesse an einem Bau- oder Architektur-Studium weiter hoch

Die Hochschulstatistik verzeichnete 2023 rund 10.000 Absolventinnen und Absolventen des Bauingenieurwesens. Das waren ein Prozent weniger als im Vorjahr. In der Architektur und Innenarchitektur erwarben 9.000 Studierende einen Abschluss (+1 Prozent).

In den nächsten Jahren könnten die Absolventenzahlen leicht zunehmen, weil die Studierendenzahlen in den letzten Jahren, vor allem in der Architektur, tendenziell gestiegen waren. 2023/24 waren im Bauingenieurwesen insgesamt 60.000 Studierende eingeschrieben, ein Prozent weniger als im Vorjahr. In der Architektur blieb die Studierendenzahl unverändert bei 46.000.

Abbildung 2.1.4 – 1

Diagramm: Architektur (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

Abbildung 2.1.4 – 2

Diagramm: Bauingenieurwesen (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2023. Bauingenieurwesen einschließlich Studienfächer Holzbau, Stahlbau, Wasserbau, Wasserwirtschaft, Meliorationswesen, Verkehrsbau.
2 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
3 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2023. Zwischen Architekten und Bauingenieuren kann hierbei nicht trennscharf unterschieden werden.
4 Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung vom 25.02.2025, 25.03.2025 und 10.04.2025.
5 Quelle: ifo Geschäftsklima 25.03.2025

 

Stand: Mai 2025

2.2 Informatik

PDF-Datei (PDF, 409KB)

Die digitale Transformation geht einher mit einem überdurchschnittlichen Zuwachs an Arbeitsplätzen für Computerfachleute.1 Selbst in wirtschaftlich schwachen Jahren hat sich der Beschäftigungsaufbau in Berufen der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT-Berufe) fortgesetzt.

Die gemeldete Nachfrage ist im Zuge der schwachen Konjunktur deutlich zurückgegangen. Gleichwohl treten zum Beispiel in der Softwareentwicklung Engpässe bei der Stellenbesetzung auf. Die Arbeitslosenquote ist in IT-Berufen auf 3,7 Prozent gestiegen (hochqualifizierte IT-Expertinnen und -Experten 3,3 Prozent).

Die Studierendenzahlen in der Informatik bewegen sich auf Wachstumskurs und erzielten seit 2011 regelmäßig überdurchschnittliche Zuwachsraten. Daraus lässt sich für die nächsten Jahre eine wachsende Zahl an Berufseinsteigerinnen und -einsteigern ableiten. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung erwartet die Arbeitsmarktforschung in der Zukunft einen tendenziell steigenden Bedarf an IKT-Fachleuten.

Zahl erwerbstätiger IKT-Fachleute stark gewachsen

Knapp 1,5 Mio. IKT-Fachleute waren 2023 laut Angaben des Mikrozensus in Deutschland tätig. Damit hat die Erwerbstätigenzahl in der Informations- und Kommunikationstechnik in den letzten Jahren einen beeindruckenden Wachstumskurs hinter sich. 2023 war sie um gut 600.000 höher als 2013. 2 Zu den Erwerbstätigen zählen neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die den Hauptteil ausmachen, Selbständige und Beamte sowie geringfügig Beschäftigte.

Vor allem die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat zugenommen

Das Wachstum der Erwerbstätigkeit speist sich zum großen Teil aus einer Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist 2024 rund 1,12 Millionen IKT-Fachleute aus, die in diesem Jahr in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Im Vorjahresvergleich zeigt sich ein beachtliches Plus von 45.000 Personen oder 4 Prozent.

Fast die Hälfte des Beschäftigungszuwachses geht auf IKT-Expertinnen und -Experten mit hochkomplexem Anforderungsprofil zurück. Ihre Zahl hat um 22.000 oder 5 Prozent zugenommen – eine Beschäftigungszunahme so hoch wie in keinem anderen in diesem Bericht betrachteten Berufsbereich. Dabei gewinnt der formale Abschluss in der Informatik zunehmend an Bedeutung. Der Anteil von IKT-Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss an allen IKT-lern ist von 43 Prozent im Jahr 2014 auf 51 Prozent im Jahr 2024 gestiegen (Abbildung 2.2 – 1).

Überdurchschnittliche Gehälter

Sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigte IT-Kräfte erzielten 2023 im Mittel ein monatliches Bruttogehalt von 5.688 Euro (West 5.775 Euro, Ost 5.193 Euro). Sie konnten sich damit über ein Einkommen freuen, das deutlich über dem Mittel aller Berufe3 rangiert (Deutschland 4.009 Euro, West 4.129 Euro, Ost 3.489 Euro). Mit der Komplexität der Anforderungen steigt das Gehalt. Für Tätigkeiten, die einen mindestens vierjährigen Hochschulabschluss oder vergleichbare Kompetenzen erfordern, weist die Entgeltstatistik monatlich 6.068 Euro aus (West 6.145 Euro, Ost 5.666 Euro). Bei mehr als jedem fünften hochqualifizierten IKT-Beschäftigten lag das Monatsgehalt sogar über der Beitragsbemessungsgrenze von 7.100 Euro in West-deutschland.

Arbeitslosenquote merklich gestiegen

Trotz des beeindruckenden Beschäftigungswachstum ist vor dem Hintergrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung die Arbeitslosigkeit 2024 deutlich gestiegen. Rund 43.000 IKT-Fachleute waren im Jahresdurchschnitt 2024 arbeitslos gemeldet, 30 Prozent mehr als im Vorjahr und gleichzeitig die höchste Zahl der letzten zehn Jahre.

Von den arbeitslosen IKT-Fachleuten verfügten 17.000 über einen akademischen Abschluss. Dies entspricht einem Anteil von 41 Prozent. Im Vergleich zu ihrem Anteil an den IKT-Beschäftigten (51 Prozent) sind Hochqualifizierte unterdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen.

Die Arbeitslosenquote in IKT-Berufen ist 2024 insgesamt um 0,6 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent gestiegen. Bei IKT-Expertinnen und -Experten, die in der Regel über einen Hochschulabschluss oder vergleichbare Kompetenzen verfügen, belief sie sich auf vergleichsweise geringe 3,3 Prozent. Aber hier ist ein Anstieg von 0,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.

Zahl der gemeldeten offenen Stellen stark gesunken

Jahresdurchschnittlich hatte die Bundesagentur für Arbeit 2024 rund 16.000 Jobangebote für IKT-Kräfte im Bestand. Das war ein Minus von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig entspricht dies – zusammen mit dem Corona-Jahr 2020 – dem geringsten Stellenbestand seit 2017.

Die Neuzugänge gemeldeter Stellen, die mehr über die Dynamik der Nachfrage aussagen, beliefen sich 2024 auf rund 44.000 Arbeitsstellen, 23 Prozent weniger als im Vorjahr.

Engpässe in verschiedenen IT-Berufen

Bereits seit Jahren treten bei der Besetzung von Stellen in der Softwareentwicklung Engpässe auf, insbesondere dann, wenn Kompetenzen gesucht werden, die einem mindestens vierjährigen Informatikstudium entsprechen oder spezielle Kenntnisse und Erfahrungen notwendig sind. Stellenbesetzungsprobleme zeigten sich nach Daten der Bundesagentur für Arbeit aber auch bei Fachkräften in der technischen Informatik, Spezialistinnen und Spezialisten im IT-Vertrieb, der Medieninformatik sowie der technischen Informatik oder für Expertinnen und Experten in der IT-Anwendungsberatung.4

Viele weitere IT-Berufe weisen laut BA-Engpassanalyse Anzeichen für Engpässe auf und stehen unter Beobachtung.

Arbeitsmarktforscherinnen und Arbeitsmarktforscher sehen in einer Projektion bis zum Jahr 2040 im Kontext der zunehmenden Digitalisierung einen stark wachsenden Bedarf an qualifizierten IKT-Kräften und warnen vor möglichen Fachkräfteengpässen.5

Großes Interesse an Informatikstudiengängen

Seit der Jahrtausendwende sind die Absolventenzahlen der Informatikstudiengänge, anders als in den meisten anderen Studienbereichen, ununterbrochen gewachsen. Rund 34.000 Menschen schlossen 2023 ein Informatikstudium erfolgreich ab. Das waren ein Prozent mehr als im Vorjahr, während gleichzeitig die fächerübergreifende Gesamtzahl aller Hochschulprüfungen um ein Prozent zurückging. Der Anteil der Bachelorabschlüsse liegt bei 61 Prozent. Etwa die Hälfte der examinierten Informatik-Bachelors stehen dem Arbeitsmarkt nicht unmittelbar als Arbeitskräfte zur Verfügung, weil sie ein Masterstudium anschließen.6

In den nächsten Jahren dürfte die Berufseinsteigerzahl weiter zunehmen, denn seit 2008 ist die Zahl der Studierenden kontinuierlich gewachsen. Insgesamt verzeichnete der Studienbereich Informatik im Studienjahr 2023/24 rund 258.000 Studierende. Das waren 3.000 oder ein Prozent mehr als im Jahr zuvor. Gleichzeitig wurde damit ein neuer Höchststand im Studienbereich Informatik erreicht.

Zum Weiterlesen: Der Arbeitsmarkt für IKT-Berufe im Kontext der Transformation (PDF, 484KB)

Abbildung 2.2 - 1

Diagramm: Informatik (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

__________

1In diesem Kapitel wird der Gesamtarbeitsmarkt für IKT-Kräfte, unabhängig vom Berufsabschluss, betrachtet. Auf die Situation von Akademikerinnen und Akademiker wird dabei als Teilgröße eingegangen.
2Quelle: Statistisches Bundesamt. Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
3 ohne Helfer.
4Vgl. Bundesagentur für Arbeit: Fachkräfteengpassanalyse 2023, Nürnberg Juni 2024.
5Quelle: BIBB Report 3/2022 sowie IAB-Forschungsbericht 3/2025.
6Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des Studienverlaufs. Angaben beziehen sich auf die Ingenieurwissenschaften insgesamt.

Stand: April 2025

2.3 Naturwissenschaften

PDF-Datei (PDF, 416KB)

Der Arbeitsmarkt für Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zeigte sich im letzten Jahrzehnt sehr aufnahmefähig, was sich in einer kräftig gestiegenen Erwerbstätigkeit widerspiegelt. Im Zuge der schwachen Konjunktur ist die Arbeitslosenzahl 2024 angestiegen, grundsätzlich aber in den meisten Fachrichtungen auf einem geringen Niveau. Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote, die sich explizit an Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler richten, fällt sehr überschaubar aus. Insbesondere in der Biologie zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen der Zahl der Arbeitslosen und der Zahl der gemeldeten Stellen. Die hohe Studierendenzahl dürfte in den nächsten Jahren zu einem stabilen Arbeitskräftepotenzials in den Naturwissenschaften beitragen.

Erwerbstätigkeit hat stark zugenommen

Die Zahl der in Deutschland Erwerbstätigen mit einem Studienabschluss der Naturwissenschaften hat sich im Laufe der letzten zehn Jahre stetig erhöht.1 Der Mikrozensus wies 2023 insgesamt rund 653.000 Erwerbstätige mit einem naturwissenschaftlichen Hochschulabschluss aus. Wegen einer methodischen Umstellung bei der Mikrozensus-Erhebung sind Vergleiche mit früheren Jahren nur eingeschränkt möglich. Legt man deshalb nur den Zeitraum von 2011 bis 2019 zugrunde, ergibt sich ein Anstieg der Erwerbstätigenzahl um etwa ein Drittel (Abbildung 2.3 – 1).

Abbildung 2.3 - 1 

Diagramm: Naturwissenschaften (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)


Die Zahl der originär als Naturwissenschaftler Tätigen fällt 2023 mit rund 195.000 im Vergleich dazu gering aus. Hierzu zählen rund 63.000 Chemikerinnen und Chemiker, 55.000 Biologinnen und Biologen, 33.000 Physikerinnen und Physiker, 25.000 Mathematikerinnen und Mathematiker bzw. Statistikerinnen und Statistiker sowie 19.000 in Berufen der Geografie, Geowissenschaftlen oder der Meteorologie.

Die große rechnerische Differenz zur Zahl derjenigen mit einem naturwissenschaftlichen Abschluss ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler häufig interdisziplinär in den verschiedensten Berufsfeldern tätig sind und ihre konkrete Berufsausübung oft nicht den Naturwissenschaften zugeordnet wird. So arbeitet laut Mikrozensus ein großer Teil der studierten Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in Tätigkeitsfeldern wie Lehre und Forschung, Unternehmensführung und -organisation, Informations- und Kommunikationstechnik oder technische Entwicklung und Produktion (Abbildung 2.3 – 2).

Abbildung 2.3 - 2 

Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sind in vielen Berufen zu Hause

Erwerbstätige mit Studienabschluss der Naturwissenschaften nach ausgeübten Tätigkeiten, Deutschland 2023

Diagramm: Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sind in vielen Berufen zu Hause

Die Spielräume bei der Berufszuordnung werden auch beim Blick in die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit deutlich. Danach waren 2024 rund 102.000 Personen als Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In der Biologie, in der Geologie und in der Physik gab es dabei leichte Zuwächse gegenüber dem Vorjahr (+2 bzw. +1 Prozent). In der Mathematik blieb die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unverändert. In der Chemie gab es ein Minus von einem Prozent.

Arbeitslosigkeit gestiegen, gemeldete Nachfrage auf geringem Niveau

2024 waren 1.400 Personen arbeitslos gemeldet, die eine hochqualifizierte Tätigkeit in der Physik suchten, 6 Prozent mehr als im Vorjahr. In Relation zur hohen Zahl Erwerbstätiger mit einem Physik-Studium bewegte sich die Arbeitslosigkeit mit einer Quote von 2,2 Prozent (2023) auf einem niedrigen Niveau.2 Bei den neu gemeldeten Stellen war 2024 ein deutliches Minus zu verzeichnen. So wurden für Physikerinnen und Physiker von Januar bis Dezember 2024 rund 1.000 Offerten gemeldet, 29 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Durchschnittlich hatten die Agenturen für Arbeit damit 2024 knapp 300 Stellen im Angebot, die sich explizit an Physikerinnen und Physiker wandten.

In der Mathematik stellt sich der Arbeitsmarkt grundsätzlich gut dar. Etwa 700 Arbeitslose suchten 2024 eine hochqualifizierte mathematisch ausgerichtete Tätigkeit, 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote von 2,2 Prozent (2023) signalisiert, dass Arbeitslosigkeit in der Regel nur ein kurzfristiges Suchphänomen darstellt. Im Laufe des Jahres gingen knapp 800 Offerten für Mathematikerinnen und Mathematiker ein, 11 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Durchschnittlich hatten die Agenturen für Arbeit 2024 damit 200 Stellen im Angebot.

In der Chemie ist die Entwicklung ähnlich. So stieg die Arbeitslosenzahl um 9 Prozent auf 2.000 Arbeitslose. Bezogen auf die Zahl aller Erwerbspersonen mit einem Studienabschluss der Chemie ergab sich 2023 eine geringe studienfachspezifische Arbeitslosenquote von 2,1 Prozent. Im Jahresverlauf wurden mit 1.400 Stellenangeboten 8 Prozent weniger als im Vorjahr neu gemeldet. Monatsdurchschnittlich standen damit fast 400 Stellenangebote für Chemie-Expertinnen und -Experten zur Verfügung.

Im Jahresdurchschnitt 2024 suchten rund 3.800 Arbeitslose eine Anstellung in der Biologie. Das waren 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote betrug 2023 3,2 Prozent. Die gemeldete Nachfrage nach Biologie-Expertinnen und Experten ist, wie in anderen naturwissenschaftlichen Fachrichtungen, gering. So standen den 3.800 Arbeitslosen monatsdurchschnittlich nur gut 300 gemeldete Stellen gegenüber. Die Neuzugänge an Stellenangeboten im Jahresverlauf, die ein besseres Maß für das Besetzungsvolumen eines Jahres darstellen, beliefen sich 2024 auf 1.400 Vakanzen, 14 Prozent weniger als im Vorjahr. Dabei fällt allerdings ein hoher Anteil befristeter Stellenangebote auf. Fast zwei Fünftel der Biologie-Stellen wurden mit Ablaufdatum ausgeschrieben.

Eine Tätigkeit in den Geowissenschaften, Geografie oder Meteorologie strebten nicht ganz 900 Arbeitslose an, 3 Prozent weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig hatte die öffentliche Arbeitsvermittlung monatsdurchschnittlich gut 300 Stellen für diese Berufe im Bestand. Betrachtet man die Zugänge an Stellenangeboten, die von Januar bis Dezember 2024 gemeldet wurden, war mit über 1.200 Stellenmeldungen ein deutliches Minus gegenüber dem Vorjahr festzustellen
(-22 Prozent).

Fast eine viertel Million Studierende

Nach regelmäßigem Anstieg von 2002 bis 2015 hatten sich die Prüfungszahlen in der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften auf jährlich um die 45.000 eingependelt.3 2023 haben 42.000 Studierende erfolgreich ihr Studium abgeschlossen, 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Hinzu kamen etwa 10.000 Lehramtsprüfungen in den Naturwissenschaften.

Der größte Teil der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen4 hatte Biologie studiert (28 Prozent). 21 Prozent legten ihre Prüfung in Chemie ab. Auf die Fachrichtungen Physik, Mathematik sowie Geowissenschaften einschließlich Geografie entfielen jeweils 12 bis 16 Prozent.

18 Prozent der Prüfungen5 schlossen mit einer Promotion ab und noch 5 Prozent mit einem traditionellen Diplomabschluss. 41 Prozent führten zu einem Bachelorabschluss, dem in den Naturwissenschaften in der Regel noch ein Masterstudium folgt. Laut Statistischem Bundesamt schließen fast 80 Prozent ein weiteres Studium an.6 36 Prozent der Prüfungen führten zu einem Masterabschluss.

In den nächsten Jahren dürften die Absolventenzahlen auf hohem Niveau leicht zurückgehen. Insgesamt 245.000 Studierenden waren 2023/24 in der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften eingeschrieben. Das waren 4 Prozent weniger als im Vorjahr und die geringe Zahl nach 2012.

Außerdem gab es in den Naturwissenschaften 56.000 Lehramtsstudierende. Das waren zwar 2 Prozent weniger als im Vorjahr, aber 10 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

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1Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2023, Erwerbstätige mit einem Hochschulabschluss der Hauptfachrichtungen Mathematik, Physik, Astronomie, Chemie, Lebensmittelchemie, Biologie, Biochemie, Biotechnologie, Geowissenschaften und Geografie (ohne Informatik, Pharmazie).
2Studienfachspezifische Arbeitslosenquote für die Studienfächer Mathematik, Physik, Statistik. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote betrug 2024 in Mathematik, Statistik 7,0 Prozent und in Physik 7,4 Prozent. Diese dürften erheblich überzeichnet sein, weil viele Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in der Berufsausübung anderen Berufsfeldern zugeordnet werden. Vergleiche „Hinweise zu statistischen Angaben“.
3 Quelle: Statistisches Bundesamt.
4 ohne Lehramtsstudierende.
5ohne Lehramtsstudierende.
6Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des Studienverlaufs.

 Stand: April 2025

2.4 Wirtschaftswissenschaften

PDF-Datei (PDF, 417KB)

Die Wirtschaftswissenschaften gehören zu den großen Berufsfeldern. Ein Viertel aller Erwerbstätigen, die eine Tätigkeit mit hochkomplexen Anforderungsniveau ausübten, waren 2023 in einem wirtschaftswissenschaftlichen Beruf tätig. Ihre Zahl hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Auch 2024 setzte sich trotz schwacher Konjunktur das Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung fort.
Die Nachfrage nach Fachkräften hat 2024 im Vergleich zum Vorjahr etwas nachgelassen. Sie übertrifft aber weiter den Personalbedarf vor der Corona-Krise. Die Arbeitslosenquote bleibt niedrig. Die Studierendenzahlen befinden sich auf einem sehr hohen Niveau und dürften in den nächsten Jahren ein hohes Potenzial an Nachwuchskräften mit sich bringen.

Der Bereich Wirtschaftswissenschaften wird hier in vier Tätigkeitsfelder unterteilt, die Beschäftigungschancen insbesondere für Absolventinnen und Absolventen mit (betriebs-)wirtschaftlichen Studienabschlüssen bieten:

• Unternehmensführung, -beratung, -verwaltung,
• Handel, Vertrieb, Verkehr und Logistik,
• Finanzen, Rechnungswesen, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sowie
• volkswirtschaftliche Tätigkeiten.

Erwerbstätigenzahl in den letzten Jahren stark gestiegen

Im Laufe der letzten zehn Jahre hat sich die Zahl der Erwerbstätigen, die über einen wirtschaftswissenschaftlichen Hochschulabschluss verfügen, um fast die Hälfte erhöht. Gut 2,1 Millionen wies der Mikrozensus zuletzt aus (Abbildung 2.4 – 1). Insgesamt waren sogar 2,3 Millionen Erwerbstätige mit hochqualifizierten Aufgaben in Management, Handel, Finanzwesen oder Volkswirtschaft betraut.1 Das zeigt, dass auch Fachkräften, die nicht Wirtschaft studiert haben, gute Beschäftigungsoptionen in diesem Berufsfeld offenstehen. Der Anteil der Selbständigen liegt bei einem Fünftel.

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist für 2024 rund 1,5 Millionen Expertinnen und Experten aus, die einen wirtschaftswissenschaftlichen Beruf sozialversicherungspflichtig ausübten. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten um 2 Prozent gewachsen. Eine leicht überdurchschnittliche prozentuale Zunahme verzeichneten dabei Expertinnen und Experten in Finanzen, Rechnungswesen, Steuerberatung (+3 Prozent).

Eindeutiger Aufgabenschwerpunkt ist die Unternehmensführung, -beratung und -verwaltung. Mehr als die Hälfte aller Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wirtschaftler war 2024 hier tätig (vgl. Abbildung 2.4 – 1). Ein Viertel nahm Aufgaben in Handel, Vertrieb, Verkehr oder Logistik wahr, während knapp jeder Fünfte einen Beruf im Bereich Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen, Steuerberatung oder Wirtschaftsprüfung ausübte. Auf Tätigkeiten mit volkswirtschaftlicher Ausrichtung entfielen nicht ganz ein Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze.

Diagramm: Wirtschaftswissenschaften (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

Unternehmensführung, -beratung, -verwaltung

Der Bedarf an Expertinnen und Experten der Unternehmensführung, -beratung und -verwaltung ist 2024, gemessen an den Neuzugängen gemeldeter Stellen gesunken. Im Jahresverlauf wurden 18.600 Stellen neu gemeldet, 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Monatsdurchschnitt belief sich der Stellenbestand auf 4.900 Offerten. Rund 24.000 Arbeitslose, die eine Tätigkeit in der Unternehmensführung, -beratung oder -verwaltung anstrebten, waren durchschnittlich gemeldet. Das waren 20 Prozent mehr als im letzten Jahr. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote fällt trotz Anstiegs sehr gering aus. Sie nahm von 1,7 Prozent im Jahr 2023 auf 2,0 Prozent im Jahr 2024 zu.

Handel, Vertrieb, Verkehr und Logistik

Für Betriebswirtinnen und Betriebswirte mit den Schwerpunkten Handel, Vertrieb, Verkehr und Logistik wurden der Bundesagentur für Arbeit im Laufe des Jahres insgesamt 19.500 Stellen neu zur Besetzung gemeldet. Das waren ein Prozent mehr als im Vorjahr. Der größte Teil entfiel mit 15.600 Stellenangeboten auf Tätigkeiten im Handel und Vertrieb (+9 Prozent). Für Expertinnen und Experten in Verkehr und Logistik gingen 3.900 Stellenzugänge ein (-22 Prozent). Auf den Monat bezogen hatte die öffentliche Arbeitsvermittlung damit durchschnittlich 7.400 Stellenofferten in der Kartei. Dem standen 20.100 Arbeitslose gegenüber, die eine Leitungs- oder Expertentätigkeit in diesem Feld suchten, 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die berufsspezifischen Arbeitslosenquoten stiegen 2024 auf 3,7 Prozent in Verkehr und Logistik sowie auf 5,6 Prozent in Handel und Vertrieb. Damit fielen die Arbeitslosenquoten auch weiterhin höher aus als im Durchschnitt aller akademischen Erwerbspersonen.2

Finanzen, Rechnungswesen, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung

Der Zugang an gemeldeten Stellen für Expertinnen und Experten in Finanzen, Rechnungswesen, Steuerberatung oder Wirtschaftsprüfung ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Prozent gesunken. 6.400 Offerten wurden in diesem Tätigkeitsfeld im Laufe des Jahres gemeldet. Im Monatsdurchschnitt waren 2.500 gemeldete Stellen zu besetzen. Gleichzeitig waren 5.500 Arbeitslose registriert, 9 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Arbeitslosenzahl bewegte sich – bezogen auf eine große Zahl an Beschäftigten – auf einem sehr niedrigen Niveau. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote betrug 2024 lediglich 1,7 Prozent, 0,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Volkswirtschaft

Der Arbeitsmarkt für Volkswirtinnen und Volkswirte3 bleibt auch 2024 mit insgesamt rund 8.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sehr klein. 800 Personen, die eine Tätigkeit als Volkswirt/-in suchten, waren 2024 arbeitslos gemeldet. Das waren 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote fällt mit 9,1 Prozent für Akademiker weiterhin überdurchschnittlich aus. Einschlägige Arbeitsmöglichkeiten für Volkswirtinnen und Volkswirte sind begrenzt: Mit insgesamt knapp 300 Stellenzugängen suchten 2024 nur wenige Arbeitgeber wie Banken, Forschungsinstitute oder der öffentliche Dienst explizit nach Volkswirtinnen und Volkswirten (-22 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Der durchschnittliche Bestand gemeldeter Stellen belief sich nur auf rund 60. Dabei sind die Beschäftigungsmöglichkeiten regional unterschiedlich ausgeprägt: In Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet oder in Berlin, in denen es viele Banken und Behörden gibt, werden vergleichsweise mehr Volkswirtinnen und Volkswirte gesucht. Dagegen sind Arbeitsplätze in mittelständisch geprägten Regionen rar.

Akademischer Nachwuchs in den Wirtschaftswissenschaften gesichert

Im Studienbereich Wirtschaftswissenschaften haben 2023 rund 84.000 Absolventinnen und Absolventen erfolgreich ihre Abschlussprüfung abgeschlossen, 3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Unter den erfolgreichen Prüflingen waren rund 48.000 Absolventinnen und Absolventen der „klassischen“ Betriebswirtschaftslehre, 14.000 der allgemeinen Wirtschaftswissenschaften und gut 3.000 der Volkswirtschaftslehre. Ein weiteres stark belegtes Studienfach war die Internationale Betriebswirtschaft/Management mit rund 10.000 erfolgreichen Examina.

Für die kommenden Jahre dürften die Absolventenzahlen weiter auf hohem Niveau bleiben. 2023/24 waren insgesamt 427.000 Studierende im Bereich Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben. Das waren zwar 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Verlauf der letzten zehn Jahre waren aber zum Teil deutliche Zugewinne zu verzeichnen. Die Studierendenzahl lag konstant über 400.000

__________

1 Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 Aufgrund von Spielräumen bei der beruflichen Zuordnung könnte die Arbeitslosenquote überzeichnet sein.
3Betrachtet wird hier die Berufsgruppe 914 (KldB 2010) „Wirtschaftswissenschaften“. Da diese Bezeichnung gleichzeitig als Oberbegriff für alle betriebs- und volkswirtschaftlichen Tätigkeitsfelder verwendet wird, wurde auf die Benennung „Volkswirtschaft“ zurückgegriffen.

 

Stand: April 2025

2.5 Rechtswissenschaften

PDF-Datei (PDF, 404KB)

Insgesamt zeigt sich die Lage am Arbeitsmarkt für Juristinnen und Juristen positiv. Die Zahl Erwerbstätiger, die einen Rechtsberuf ausüben, ist in den letzten Jahren tendenziell gewach-sen, wobei mehr und mehr Juristinnen und Juristen außerhalb von Kanzleien und Behörden tätig sind. Die Arbeitslosigkeit befindet sich auf einem sehr geringen Niveau. Trotz allem fällt der Berufseinstieg nicht immer leicht. Weiterhin hohe Studierendenzahlen dürften in den nächs-ten Jahren zu einem stabilen Nachwuchspotenzial beitragen.

Zahl der Erwerbstätigen stark gestiegen

Die Zahl der Juristinnen und Juristen ist im vergangenen Jahrzehnt deutlich gewachsen. Rund 421.000 Erwerbstätige mit einem Jura-Abschluss waren 2023 laut Mikrozensus in Deutschland tätig.1 Allerdings sind nur rund 60 Prozent der Menschen, die einmal Jura studiert haben, aktuell mit juristischen Aufgabenstellungen betraut (Abbildung 2.5 – 1).

Abbildung 2.5 - 1

Jede/-r dritte Rechtskundige übt keine juristische Tätigkeit aus

Erwerbstätige mit Abschluss der Rechtswissenschaften nach ausgeübten Tätigkeiten, Deutschland 2023

Diagramm: Jede/-r dritte Rechtskundige übt keine juristische Tätigkeit aus

Etwa 40 Prozent arbeiten dagegen fachfremd. Offen bleibt dabei, in welchem Umfang für die Tätigkeit als Führungskraft, Manager/-in, Berater/in, Lehrkraft oder Sachbearbeiter/-in juristische Kenntnisse notwendig sind oder inwieweit das Jura-Studium für das Erreichen der Position förderlich war.

Die Tätigkeitsfelder von studierten Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern lassen sich in drei etwa gleich große Blöcke einteilen: Ein Drittel aller Juristinnen und Juristen arbeitet als Rechtsanwalt/-anwältin oder Notar/-in. Insgesamt waren das 2023 laut Mikrozensus 140.000 Personen.2 Ein weiteres Drittel stand im Dienst des Staates – rund 132.000 Personen. Davon waren 31.000 als Richter/-in oder als Staatsanwalt/-anwältin tätig.3 Von den weiteren rund 101.000 Juristen, die im Öffentlichen Dienst arbeiteten, sahen 43.000 ihren Tätigkeitsschwerpunkt bei juristischen Aufgabenstellungen. 58.000 Jurist/-innen nahmen dagegen in Behörden und Ministerien vorrangig allgemeine Aufgaben wahr, z. B. in der Sachbearbeitung, als Referent/-in oder als Führungskraft.

Der dritte Tätigkeitsbereich umfasst 149.000 studierte Juristinnen und Juristen, die außerhalb von Kanzleien und Behörden in der freien Wirtschaft arbeiteten. Rund 46.000 übten dabei vorrangig juristische Aufgaben aus, z. B. als Wirtschaftsjurist/-in, Vertragsberater/-in oder als Justiziar/-in. 103.000 nahmen dagegen Tätigkeiten wahr, die keine eindeutige juristische Ausrichtung hatten. Zu den häufigen Einsatzfeldern gehörten betriebswirtschaftliche und allgemeine sachbearbeitende Aufgaben, Lehre und Forschung, Geschäftsführung, Personalwesen, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen oder auch journalistische Tätigkeiten.

Die Statistik über die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weist für 2024 lediglich rund 89.000 Personen aus, die als Jurist/-in tätig waren. Das waren 3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Gemeldete Stellen rückläufig

1.500 gemeldete Arbeitsstellen standen im Jahresdurchschnitt zur Besetzung bereit. Damit bleibt die gemeldete Nachfrage nach Juristinnen und Juristen im Verhältnis zur Zahl der Er-werbstätigen weiter auf einem niedrigen Niveau. Die im Jahresverlauf neu eingegangen Offer-ten, die die Dynamik am Arbeitsmarkt aussagekräftiger beschreiben, beliefen sich auf 5.300. Das 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die gemeldeten offenen Stellen bilden nur einen Teilaus-schnitt des Arbeitsmarktes ab. Insbesondere Stellen für Tätigkeiten als Richter/-in, Staatsan-walt/-anwältin oder sonstige Beamte sind hier in der Regel nicht enthalten.4

Geringe Arbeitslosigkeit

2024 waren jahresdurchschnittlich 5.200 Juristinnen und Juristen arbeitslos gemeldet, 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Allgemeinen stellt Arbeitslosigkeit für Juristinnen und Juris-ten nur ein Randphänomen dar. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote war 2024 wie im Vor-jahr mit 2,4 Prozent weiterhin sehr gering.

Trotzdem verläuft der Berufseinstieg nicht immer ohne Schwierigkeiten. Dies wird daran deut-lich, dass unter den arbeitslosen Juristinnen und Juristen ein sehr hoher Anteil junger Men-schen zu finden ist. So waren weit mehr als die Hälfte der arbeitslosen Rechtskundigen noch keine 35 Jahre alt.

Interesse an Jurastudium auf hohem Niveau leicht rückläufig

17.000 Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beendeten 2023 erfolgreich ihr Studi-um. Das waren 2 Prozent weniger als 2022. Da viele zunächst ein Referendariat beginnen, erfolgt der tatsächliche Eintritt in den Arbeitsmarkt allerdings erst nach frühestens zwei Jahren. 2 von 5 hatten einen Bachelor- oder Masterabschluss erworben und strebten damit zum Bei-spiel eine Tätigkeit als Wirtschaftsjurist/-in an.

Insgesamt waren 2023/24 rund 136.000 Frauen und Männer in einem rechtswissenschaftlichen Studiengang eingeschrieben. Die Studierendenzahl ist damit gegenüber dem Vorjahr leicht um 2 Prozent gesunken. Im Zehn-Jahres-Vergleich ist aber ein Plus von 8 Prozent zu konstatieren.

Abbildung 2.5 -2

Diagramm: Rechtswissenschaften (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Datenquelle: Statistisches Bundesamt. Mikrozensus Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2Die Angaben der Kammerstatistiken weichen aufgrund anderer Erhebungsstrukturen von den Angaben des Mikrozensus ab. Die Mitgliederstatistik der Bundesrechtsanwaltskammer kommt zum 1.1.2024 auf rund 166.000 Rechtsanwälte/-innen. Das waren ähnlich viele wie im Vorjahr. Hinzu kommen laut Statistik der Bundesnotarkammer 1.700 hauptamtliche Notare.
3Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus Erstergebnis 2023. Die Personalstandstatistik des Öffentlichen Dienstes ist eine weitere spezielle Datenquelle. Sie weist 2022 rund 31.000 Richter/-innen und Staatsanwälte/Staatsanwältinnen aus, 1 Prozent mehr als im Vorjahr.
4Eine gute Informationsgrundlage für den Einstellungsbedarf an Referendarinnen und Referendaren bieten die Internetseiten der Justizministerien des Bundes und der Länder. 

Stand: April 2025

2.6 Medizin und Pharmazie

PDF-Datei (PDF, 409KB)

Das Gesundheitswesen befindet sich auf Wachstumskurs. Damit einher geht eine steigende Zahl an Erwerbstätigen. Auch die Arbeitslosenzahl ist seit 2022 zwar stetig gestiegen. Mit einer Arbeitslosenquote von um die 2 Prozent herrscht aber weiterhin Vollbeschäftigung. Vor allem in ländlichen Regionen wird ein Mangel an Humanmedizinerinnen und Humanmedizinern, aber auch an Tierärztinnen und Tierärzten oder Apothekerinnen und Apothekern beklagt. Die Studierendenzahlen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Humanmedizin

Die Beschäftigungschancen nach dem Abschluss des Medizinstudiums stehen sehr gut. Laut Mikrozensus waren 2023 rund 429.000 Ärztinnen und Ärzte in Deutschland tätig.1 Laut Ärztestatistik gab es 2023 mit 428.000 Berufstätigen gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 2 Prozent.2 Im Vergleich zum Jahr 2013 bedeutete dies sogar eine Steigerung um ein Fünftel. Der Wachstumstrend der letzten Jahre setzte sich damit unvermindert fort. Etwas mehr als die Hälfte der Ärzteschaft ist laut Kammerangaben in der stationären Versorgung tätig. Gut ein Viertel hat sich als Ärztin bzw. Arzt niedergelassen und arbeitet auf selbständiger Basis.

Sozialversicherungspflichtig angestellt waren laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit 2024 rund 301.000 Ärztinnen und Ärzte. Die Zahl der angestellten Heilkundigen ist in den letzten Jahren deutlich stärker gewachsen als die Zahl der Ärztinnen und Ärzte insgesamt, zuletzt um 3 Prozent.

Obwohl die Ärztezahlen kontinuierlich zugenommen haben, ist der Fachkräftemangel bei Humanmedizinerinnen und -medizinern deutlich zu spüren; und das vor allem in ländlichen Gebieten, weniger in Ballungszentren.3 Mehrere Gründe führen dazu, dass der Bedarf an Humanmedizinerinnen und -medizinern wächst:

Erstens bringen der medizinische Fortschritt und die zunehmende Zahl älterer Menschen häufigere und aufwändigere Behandlungen mit sich. Zweitens gibt es zwar mehr Personen, die als Ärzte tätig sind. Gleichzeitig steigt aber die Zahl der Teilzeitbeschäftigten, denn auch in der Ärzteschaft gewinnt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an Bedeutung. Arbeitete vor zehn Jahren nur jede sechste angestellte ärztliche Kraft in Teilzeit, war es 2024 gut jede dritte. Dieser Trend zur Teilzeitarbeit geht einher mit einer hohen Zahl von Ärztinnen. So waren 2024 unter den Angestellten 54 Prozent Frauen. Ein dritter Aspekt: Fast jeder dritte erwerbstätige Arzt ist 55 Jahre oder älter. Das heißt, gut 130.000 Humanmedizinerinnen und -mediziner werden in absehbarer Zeit in den Ruhestand eintreten.4

Trotz Ärztemangel ist die Zahl arbeitsloser Ärztinnen und Ärzte in den letzten Jahren wiederholt gestiegen2024 waren durchschnittlich 10.000 Ärztinnen und Ärzte arbeitslos, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Hier könnte sich eine wachsende Diskrepanz zwischen den Wünschen der arbeitsuchenden Medizinerinnen und Mediziner und den angebotenen Stellen niederschlagen. So gibt es vergleichsweise viele Arbeitslose in den Großstädten, während viele Stellenangebote im ländlichen Raum unbesetzt bleiben. Auch die Dauer von Anerkennungsverfahren von ausländischen Medizinabschlüssen dürfte einen Einfluss haben, denn der Anteil der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit an allen arbeitslosen Medizinerinnen und Medizinern ist mit fast 50 Prozent deutlich höher aus als bei Arbeitslosen in akademisch geprägten Berufen insgesamt (26 Prozent).

Die Arbeitslosenquote (Human- und Zahnmedizin zusammen) stieg 2024 zwar um 0,3 Prozentpunkte an, lag aber mit 2,5 Prozent weiter auf sehr niedrigem Niveau.5 Hinzu kommt, dass der größte Teil der arbeitslosen Ärztinnen und Ärzte nach einer kurzen Suchphase von weniger als drei Monaten seine Arbeitslosigkeit wieder beendete.

Im Laufe des Jahres 2024 wurden der Bundesagentur für Arbeit 4.800 neue Stellenangebote gemeldet. Das waren 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Der durchschnittliche Stellenbestand belief sich wie im Vorjahr auf 2.700 Angebote.

Zahnmedizin

Laut Mikrozensus waren 2023 insgesamt rund 73.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland tätig. Die Bundeszahnärztekammer weist in ihrer Mitgliederstatistik für 2023 ebenfalls knapp 73.000 aus. Das waren in etwa ebenso viele wie im Vorjahr und 4 Prozent mehr als 2013. Mit rund 45.000 ist der größte Teil der Zahnärzteschaft niedergelassen. Allerdings geht diese Zahl seit 2007 leicht aber stetig zurück. Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der Zahnärztinnen und Zahnärzte, die in einer Praxis angestellt sind: Laut Zahnärztekammer waren dies rund 25.000 – fast doppelt so viele wie 2013. Hinzu kommen rund 3.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte, die als Beamte oder Angestellte außerhalb von Zahnarztpraxen für die Zahngesundheit tätig waren. Der Frauenanteil fällt bei den Angestellten in Praxen mit zwei Dritteln hoch aus. Bei den niedergelassenen Ärzten sind dagegen die Männer in der Überzahl, der Frauenanteil liegt hier nur bei 40 Prozent.

In der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit liegen bereits Daten für 2024 vor. Danach waren 27.000 Zahnheilkundige sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das entspricht einem Zuwachs von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Arbeitslosigkeit ist für Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner kein Thema. 1.800 Personen waren im Jahresschnitt 2024 arbeitslos gemeldet – und das meist nur für kurze Zeit. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Arbeitslosenzahl um gut 100 (+8 Prozent). Die Arbeitslosenquote (zusammen mit Humanmedizin) von 2,5 Prozent im Jahr 2024 zeigt, dass Vollbeschäftigung herrscht.

Etwa 500 Stellenangebote gingen 2024 bei der Bundesagentur für Arbeit ein, 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahresdurchschnitt waren mehr als 300 Stellenangebote für Zahnärztinnen und-ärzte (einschließlich Kieferorthopädie) im Angebot.

Tiermedizin

Auch bei Tierärztinnen und Tierärzten herrscht Vollbeschäftigung. Laut Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit ist bundesweit ein Mangel an Fachkräften zu verzeichnen. 33.000 Tierärztinnen und -ärzte waren laut Mikrozensus 2023 in Deutschland tätig. Die Statistik der Bundestierärztekammer kommt für 2022 auf knapp 33.000 und weist damit ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Im Vergleich zum Jahr 2012 entspricht dies sogar einem Zuwachs von fast einem Viertel. 37 Prozent der tierärztlich Tätigen waren niedergelassen. Rund 1.500 Tierärztinnen und -ärzte sind laut Tierärztestatistik als Beamte z. B. in der Veterinärverwaltung tätig. Laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Tierärztinnen und -ärzte 2024 um 4 Prozent auf 17.000.

Die Arbeitslosigkeit bewegte sich 2024 mit 500 Personen und einer berufsspezifischen Arbeitslosenquote von 1,9 Prozent auf einem sehr geringen Niveau. Im Jahresverlauf gingen bei der Bundesagentur für Arbeit 800 Stellenangebote ein, 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Der durchschnittliche Stellenbestand lag bei fast 300 gemeldeten Stellen.

Pharmazie

Der Arbeitsmarkt für Apothekerinnen und Apotheker sowie Pharmazeutinnen und Pharmazeuten entwickelte sich in den letzten Jahren positiv. Trotz steigenden Kostendrucks bei den Gesundheitsausgaben und der Zunahme des Versandhandels mit Arzneimitteln blieb die Zahl der Berufstätigen laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände 2023 unverändert bei fast 70.000. Der Mikrozensus ermittelte für 2023 mit rund 85.000 eine etwas höhere Zahl von Erwerbstätigen, die als Apotheker/-in oder Pharmazeut/-in ihren Lebensunterhalt bestritten.6

In öffentlichen und Krankenhaus-Apotheken waren rund 56.000 Apothekerinnen und Apotheker tätig.7 Rund 13.000 Pharmazeutinnen und Pharmazeuten waren z. B. in der Pharmaindustrie, an Universitäten und anderen Lehreinrichtungen, bei Behörden oder Prüfinstituten beschäftigt. Dabei legte die Beschäftigtenzahl in der Pharmaindustrie in den letzten Jahren während der Pandemie überdurchschnittlich zu und zwar um 3 Prozent 2020, 6 Prozent 2021 und um 2 Prozent auf 8.000 Beschäftigte im Jahr 2022 (jeweils im Vergleich zum Vorjahr).

Relativ häufig wird der Apothekerberuf freiberuflich ausgeübt. 18 Prozent der Arzneimittelkundigen waren als Selbständige.

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit wies 2024 rund 61.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus, die als Apotheker/-in und Pharmazeut/-in angestellt waren. Dies entspricht einem Zuwachs von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Rund 1.000 Stellenangebote wurden im Verlauf des Jahres 2024 für Pharmazieberufe bei der
Bundesagentur für Arbeit gemeldet, ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Damit hatte die öffentliche Arbeitsvermittlung durchschnittlich 600 zu besetzende Stellen im Angebot. Nicht nur in ländlichen Gebieten gab es Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen – der Apothekerberuf gilt laut letzter BA-Engpassanalyse vom Mai 2023 als Engpass. Die Zahl arbeitsloser Pharmazeutinnen und Pharmazeuten zeigte sich 2024 mit 2.200 allerdings um 17 Prozent höher als im Vorjahr. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote ist aber trotz Anstiegs mit 2,9 Prozent weiter gering.

Zuwächse bei den Studierenden

2023 beendeten rund 18.000 Absolventinnen und Absolventen der Humanmedizin erfolgreich ihr Hochschulstudium (-4 Prozent gegenüber Vorjahr). Des Weiteren waren 13.000 bestandene Abschlussprüfungen in den Allgemeinen Gesundheitswissenschaften zu verzeichnen (+6 Prozent), knapp 3.000 in der Zahnmedizin (-2 Prozent), 1.000 in der Tiermedizin (+26 Prozent) und knapp 3.000 in der Pharmazie (-3 Prozent).

Die Studierendenzahlen haben vor allem in den Gesundheitswissenschaften, aber auch in der Humanmedizin in den letzten Jahren weiter zugenommen, während die fächerübergreifende Studierendenzahl ab 2021 rückläufig ist.

Im Studienjahr 2023/24 waren 113.000 Personen für ein Medizinstudium eingeschrieben (+5 Prozent gegenüber Vorjahr), 76.000 in den Allgemeinen Gesundheitswissenschaften (+1 Prozent), 16.000 in der Zahnmedizin (keine Veränderung), 8.000 in der Tiermedizin (-1 Prozent) und 16.000 in der Pharmazie (-2 Prozent).

Abbildung 2.6 - 1

Diagramm: Medizin und Pharmazie (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2023, Berufsgruppe 814 ohne Zahnmedizin (8147). Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 Quelle: Bundesärztekammer, Ärztestatistik zum 31.12.2023.
3 Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/ambulante-versorgung/aerztliche-versorgung.html
4 Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Erwerbstätige in der Berufsgruppe 814 ohne Zahnmedizin (8147), Mikrozensus, Erstergebnis 2023.
5 Angaben für Berufsgruppe 814 Human- und Zahnmedizin
6 Quelle: Statistisches Bundesamt, Erstergebnis 2023.
7 Quelle: Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

 

Stand: April 2025

2.7 Sozialwesen

PDF-Datei (PDF, 398KB)

Der Arbeitsmarkt hat sich in der Sozialen Arbeit sehr positiv entwickelt. Die Erwerbstätigkeit nahm in den letzten Jahren stark zu. Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote ist gesunken, aber weiter auf einem hohen Niveau. Allerdings werden Stellen häufig befristet und in Teilzeit angeboten.

Zu der guten Arbeitsmarktentwicklung im Sozialwesen haben verschiedene Faktoren beigetragen: Der demografische Wandel macht mehr soziale Betreuung und Beratung älterer Menschen notwendig. Hinzu kommen Projekte wie der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, der Schulsozialarbeit und der Ganztagsschulen. Auch die die Fluchtmigration ließ den Bedarf an Beratung, Betreuung und Begleitung zunehmen.

Die Arbeitslosenzahl ist 2024 erneut gestiegen. Die Arbeitslosenquote fällt aber weiter gering aus. Für die kommenden Jahre kann weiterhin mit einer wachsenden Zahl an Nachwuchskräften gerechnet werden, denn die Zahl der Studierenden nimmt seit 2008 kräftig zu und liegt auf hohem Niveau.

Erwerbstätigkeit kräftig gewachsen

Im Laufe der letzten 10 Jahre hat die Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialberatung als wichtiger Beschäftigungsbereich spürbar an Bedeutung gewonnen. Die Zahl der Erwerbstätigen mit einem akademischen Abschluss in der Sozialen Arbeit hat sich seit 2013 deutlich erhöht, wenngleich aufgrund methodischer Umstellungen des Mikrozensus das genaue Wachstum nicht beziffert werden kann.1 2023 waren laut Mikrozensus etwa 350.000 Menschen in Deutschland erwerbstätig, die über einen (Fach-)Hochschulabschluss in der Sozialen Arbeit verfügten. (Abbildung 2.7 – 1). Die Zahl der Menschen, die in der Sozialen Arbeit mit hochqualifizierten Aufgaben betraut sind und deren Anforderungsprofil, unabhängig vom formalen Abschluss, einer akademischen Ausbildung entspricht, fällt sogar noch erheblich höher aus: 465.000 Erwerbstätige, darunter drei Viertel Frauen, übten 2023 einen Beruf in der Sozialarbeit, Sozialpädagogik, in der Sozialberatung2 aus oder nahmen in diesem Feld Leitungsaufgaben wahr. Der größte Teil war als Angestellte bzw. Angestellter beschäftigt. Nur 4 Prozent waren selbständig.

Mehr als die Hälfte arbeitet in Teilzeit

Die Beschäftigungsstatistik weist für 2024 rund 357.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Sozialen Arbeit aus, 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Auffallend hoch ist mit 55 Prozent die Teilzeitquote, die mit dem hohen Frauenanteil korrespondiert. Unter allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit hochkomplexem Aufgabenprofil waren nur 26 Prozent teilzeitbeschäftigt.

Ein gutes Drittel der Beschäftigten arbeitet im klassischen Feld des Sozialwesens. Jeder Fünfte ist im öffentlichen Dienst angestellt; hierzu zählen Sozialämter, Jugendämter oder die Sozialver-sicherungsträger. Jeder Sechste ist in einer Heimeinrichtung beschäftigt, zum Beispiel für Kinder, Jugendliche, Behinderte oder Senioren. 10 Prozent der Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen üben eine Tätigkeit im Bildungswesen aus, beispielsweise in der Schulsozialarbeit, in einer Ganztagesschule oder auch bei einem Bildungsträger, der Berufsvorbereitung oder Berufsausbildung für benachteiligte Jugendliche oder Behinderte anbietet. Weitere zahlenmäßig bedeutende Arbeitgeber sind Krankenhäuser, Interessenvertretungen und Kirchen oder auch Unternehmenszentralen, -verwaltungen und -beratungen.

Nachfrage hoch, aber viele Befristungen

Im Laufe des Jahres wurden 24.000 freie Arbeitsstellen bei der Bundesagentur gemeldet. Das waren 10 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Durchschnittlich waren damit über das Jahr betrachtet 7.500 Arbeitsstellen zu vermitteln, 7 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit bewegte sich die gemeldete Nachfrage – auch im Vergleich zur Arbeitslosenzahl – aber immer noch auf einem hohen Niveau.

Da viele Stellen im sozialen Bereich im Rahmen von Projekten öffentlich gefördert werden, gibt es einen hohen Anteil befristeter Stellen. So war 2024 gut ein Fünftel der gemeldeten Stellenangebote befristet ausgeschrieben. Hinzu kam, dass die Offerten für soziale Berufe häufig in Teilzeit angeboten wurden (vgl. Abschnitt zur Beschäftigung).

Arbeitslosigkeit gering

Im Jahresdurchschnitt waren 7.700 Personen arbeitslos gemeldet, die in der Sozialarbeit, der Sozialpädagogik oder -beratung eine Tätigkeit auf Fachhochschul- oder Hochschulniveau suchten. Dies waren 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Akademische Fachkräfte im Bereich der Sozialen Arbeit waren wenig von Arbeitslosigkeit betroffen. Ihre berufsspezifische Arbeitslosenquote lag 2023 bei 2,0 Prozent.3

Abbildung 2.7 - 1 

Diagramm: Sozialwesen (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 einschließlich Heilerziehungspflege und Sonderpädagogik.
3 Aus datentechnischen Gründen keine Berechnung für 2024 möglich.

  Stand: Mai 2025

2.8 Lehrkräfte

PDF-Datei (PDF, 417KB)

Der Arbeitsmarkt hat sich für Lehrkräfte weiter positiv entwickelt. Die Zahl Arbeitsloser ist sehr gering. Die Lehrerzahl an öffentlichen Schulen hat nach letzten Angaben 2023 zugenommen. In vielen Feldern wird ein Lehrkräftemangel beklagt. Gleichzeitig ist die Zahl der Unterrichtenden an Hochschulen gewachsen. Die Zahl der Studierenden, die einen Lehramtsabschluss anstreben, ist auf einem hohen Niveau.

1,7 Millionen Lehrkräfte in Deutschland

Rund 1,7 Millionen Lehrkräfte gibt es in Deutschland.1 Fast 2 von 3 unterrichten an allgemein- oder berufsbildenden Schulen (Abbildung 2.8 – 1). Knapp jede vierte Lehrkraft vermittelt ihr Wissen an Studierende einer Fachhochschule oder Hochschule. Jede neunte, das sind rund 188.000, ist in der außerschulischen Bildung tätig. Hierzu zählen die Erwachsenenbildung, musikalische und sprachliche Bildung, Kultur-, Theater-, Religionspädagogik oder auch IT-Schulungen und Sportunterricht. Fast zwei Fünftel arbeiten in der außerschulischen Bildung auf selbständiger Basis.

Lehrerzahl an allgemein- und berufsbildenden Schulen 2023 bei gut 1 Million

Laut Mikrozensus waren 2023 in Deutschland 1.008.000 Lehrkräfte für allgemeinbildende Fächer und 77.000 für berufsbildende Fächer und Ausbildungspädagogik tätig. Knapp ein Drittel aller Lehrkräfte in diesen Schularten arbeitet als Angestellte, gut zwei Drittel sind verbeamtet.

Die Schulstatistik verzeichnet für das Schuljahr 2022/23 rund 725.000 voll- und teilzeitbeschäftigte Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden Schulen und 124.000 an berufsbildenden Schulen.2 Im Vergleich zum vorangegangenen Schuljahr ist damit die Lehrerzahl 2022/23 leicht gestiegen (+2 Prozent).

Abbildung 2.8 - 1

Mehr als jede zweite Lehrkraft arbeitet an einer allgemeinbildenden Schule, jede neunte in der außerschulischen Bildung

Erwerbstätige Lehrkräfte nach ausgeübten Tätigkeiten, Deutschland, 2022

Diagramm: Mehr als jede zweite der 1,67 Millionen Lehrkräfte arbeitet an einer allgemeinbildenden Schule, jede neunte in der außerschulischen Bildung

Großer Einstellungsbedarf in den nächsten Jahren wegen steigender Schülerzahlen und vielen Ruhestandseintritten von Lehrkräften

21 Prozent der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen sind 55 Jahre oder älter, an den Berufsschulen sogar 30 Prozent.3 Dies könnte auf einen hohen Bedarf an Nachwuchslehrkräften in den kommenden Jahren hindeuten. Allerdings ist hierbei von erheblicher Bedeutung, wie sich die Schülerzahl entwickelt. Nach letzten Angaben der Kultusministerkonferenz, die aus dem Jahr 2023 stammen, wird sie auf Basis der Schülerzahlen des Jahres 2021 bis 2035 um 9 Prozent um rund 1 Mio. Schülerinnen und Schüler steigen, was bei gleich bleibender Schüler-Lehrer-Relation einen wesentlich höheren Lehrkräftebedarf als heute zur Folge hätte.4 Eine Bertelsmann-Studie kam bereits 2019 zu der Einschätzung, dass die Schülerzahlen aufgrund Zuwanderung und steigender Geburtenzahlen merklich zunehmen.5 Deshalb würde künftig auch eine deutlich höhere Zahl an Lehrkräften benötigt, zunächst vor allem an Grundschulen. Wie die Höhe des Bedarfs tatsächlich ausfallen wird, ist darüber hinaus von weiteren Faktoren abhängig, wie der Entwicklung der Teilzeitquote, des tatsächlichen Renten- oder Pensionseintrittsalters oder bildungspolitisch gesetzter Rahmenbedingungen, beispielsweise der Größe der Schulklassen oder der Schulformen an sich. Eine genaue Vorausschätzung des Bedarfs bleibt daher schwierig.

Lehrkräftebedarf bzw. -mangel

Laut ihren letzten Vorausschätzungen geht die Kultusministerkonferenz6 davon aus, dass für den Sekundarbereich II/Gymnasium deutschlandweit in den nächsten Jahren nahezu durchgängig ein Überangebot an Absolventinnen und Absolventen zu erwarten ist. In allen anderen Lehrämtern wird dagegen ein zum Teil erheblicher Bedarf, verbunden mit Engpässen, erwartet.

Der Lehrerbedarf fällt dabei je nach Schultyp und Unterrichtsfach, aber auch in den einzelnen Ländern verschieden aus. Nach Fachrichtungen betrachtet, dürfte es schwerer fallen, genügend Lehrkräfte zum Beispiel für die Fächer Mathematik, Informatik, Chemie, Physik, Englisch, Deutsch, Kunst oder Musik zu finden. Für Fächer wie Sozialkunde/Gesellschaftslehre/Politik, Geschichte und Erdkunde oder katholische Religionslehre wird dagegen eine eher gute Bedarfsdeckung erwartet. An den Berufsschulen dürften besonders Bewerberinnen und Bewerber mit den Fächern Metall-, Elektro- und Informationstechnik, Gesundheits- und Körperpflege sowie Pflege und Sozialpädagogik gefragt sein, ebenso wie Lehrkräfte mit dem allgemeinbildenden Fächerportfolio Mathematik und Naturwissenschaften. In der Sonderpädagogik wird von hohem Einstellungsbedarf in allen Förderschwerpunkten ausgegangen.

2023 etwas mehr Einstellungen in den Schuldienst als im Vorjahr

Nach Angaben der Kultusministerkonferenz haben die deutschen Bundesländer 2023 rund 35.000 neue Lehrkräfte in den öffentlichen Schuldienst eingestellt.7 Das waren 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Seit 2015 bewegte sich die Einstellungszahl mit Ausnahme der Jahr 2021 und 2022 jährlich um die 35.000. Das sind merklich mehr als in den Jahren davor. Mit 4.200 waren 2023 12 Prozent der Neueinstellungen Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger ohne Lehramtsabschluss. Das sind 1.000 mehr als im Vorjahr, aber immer noch etwas weniger als 2017 und 2018, als diese auf einen Anteil von 13 Prozent kamen.

In den Vorbereitungsdienst (Referendariat) wurden 2023 rund 29.000 Personen eingestellt, die die erste Lehramtsprüfung bestanden hatten. Das waren 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Unter den neuen Referendarinnen und Referendaren waren 1.500 Quereinsteigerinnen und -einsteiger ohne lehramtsbezogenen Studienabschluss. Dies entspricht einem Anteil von 5 Prozent.

Gute Chancen auf Übernahme nach erfolgreichem Vorbereitungsdienst

Erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen des Vorbereitungsdienstes haben sehr gute Chancen auf Übernahme in den Schuldienst. Seit 2015 wurden in nahezu allen Ländern mehr Lehrkräfte eingestellt als in diesen Jahren den Vorbereitungsdienst beendet hatten.

Mehr Hochschulpersonal

An den Hochschulen gibt es beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal einen stetigen Aufwärtstrend zu beobachten. Hier spiegelt sich die zunehmende Akademisierung wider. Für 2023 weist die Hochschulstatistik rund 282.000 hauptamtlich Tätige aus (+1 Prozent gegenüber Vorjahr).8 52.000 davon haben eine Professur inne. Hinzu kommen rund 144.000 Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Hilfskräfte, die an Hochschulen nebenberuflich tätig sind. Der Mikrozensus weist für 2023 insgesamt rund 391.000 Lehrende und Forschende an Hochschulen aus.

Zahl der gemeldeten Stellen gestiegen

Entgegen der allgemeinen Entwicklung hat die gemeldete Nachfrage nach Lehrkräften 2024 zugenommen. Durchschnittlich hatte die Öffentliche Arbeitsvermittlung einen Bestand von 2.600 Arbeitsstellen im Angebot. Dies entsprach einem Plus von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Neuzugänge an gemeldeten Stellenangeboten für Lehrkräfte stieg von 2023 auf 2024 um 8 Prozent auf 10.200 Angebote.

Bei knapp zwei Fünftel der Stellenzugänge handelte es um Offerten für Lehrämter an allgemeinbildenden Schulen und in der beruflichen Ausbildung. Zwei Fünftel entfielen auf Angebote für Dozentinnen und Dozenten an Universitäten oder Fachhochschulen. Ein Fünftel waren der außerschulischen Bildung zuzuordnen, beispielsweise an Privatschulen, Volkshochschulen, privaten Bildungsträgern oder in der Erwachsenenbildung.

Arbeitslosigkeit sehr gering

Insgesamt 19.200 Arbeitslose, die eine lehrende oder ausbildende Tätigkeit anstrebten, waren im Jahresdurchschnitt 2024 registriert (+7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

Unter den gemeldeten Arbeitslosen befanden sich 7.000 Lehrkräfte, die eine Arbeit an allgemeinbildenden Schulen oder in der beruflichen Erstausbildung suchten, sowie 7.200 Personen, die an außerschulischen Bildungseinrichtungen unterrichten wollten, zum Beispiel in der Erwachsenenbildung. Hinzu kamen rund 5.000 Arbeitslose, die eine Dozenten- oder Forschungstätigkeit an einer Hochschule im Auge hatten.

Im Verhältnis zur Zahl der erwerbstätigen Lehrerinnen und Lehrer ist die Arbeitslosigkeit sehr gering. Rechnerisch ergibt sich eine berufsspezifische Arbeitslosenquote von 1,3 Prozent. Dieser extrem geringe Wert beruht vor allem auf der Verbeamtungspraxis im Bereich der öffentlichen Bildungseinrichtungen.

Studierendenzahl auf hohem Niveau

48.000 Studierende legten 2023 erfolgreich die Lehramtsprüfung ab. Das bedeutet ein Plus von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

In den nächsten Jahren dürfte sich die Absolventenzahl auf ähnlichem Niveau bewegen, denn die Zahl der Studierenden war in den letzten Jahren relativ stabil. 2023/24 waren insgesamt 260.000 Lehramtsstudierende eingeschrieben, ein Prozent weniger als im Vorjahr und 10 Prozent mehr zehn Jahre zuvor.

Eine genaue Einschätzung der Lehrkräfte-Nachwuchsentwicklung wird dadurch erschwert, dass in einigen Ländern auch Nichtlehramts-Bachelor später noch einen Master mit Lehramtsprüfung anschließen können.

Abbildung 2.8 - 2

Diagramm: Lehrkräfte (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1 Quelle: Mikrozensus, Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2 Quelle: Statistisches Bundesamt. Berücksichtigt sind voll- und teilzeitbeschäftigte Lehrkräfte, ohne stundenweise beschäftigtes Lehrpersonal. Im Unterschied dazu sind beim Mikrozensus auch stundenweise beschäftigte Personen eingerechnet.
3Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Erstergebnis 2023.
4 Quelle: Kultusministerkonferenz, Vorausberechnung der Schüler/-innen und Absolvierendenzahlen 2021 bis 2035, September 2023.
5 Klaus Klemm, Dirk Zorn: Steigende Schülerzahlen im Primarbereich – Lehrermangel deutlich stärker als von der KMK erwartet, Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh, September 2019.
6KMK: Lehrkräfteeinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland 2023 - 2035, Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Dokumentation Nr. 238 – Dezember 2023.
7 KMK: Einstellung von Lehrkräften 2023, Berlin April 2024.
8 Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistischer Bericht Hochschulpersonal

 Stand: Mai 2025

2.9 Gesellschaftswissenschaften

PDF-Datei (PDF, 402KB)

Der Arbeitsmarkt in der Soziologie, Politologie, in den Erziehungswissenschaften und anderen gesellschaftswissenschaftlichen Berufen hat sich 2024 schwach entwickelt. So ist die Arbeitslosigkeit gestiegen und es gab weniger neue Stellenofferten als im Vorjahr. Generell gibt es eher wenige Stellenangebote, die sich explizit an Arbeitsuchende mit sozialwissenschaftlichem Abschluss wenden. Deshalb erschließen sich arbeitsuchende Gesellschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zunehmend fachverwandte und fachfremde Tätigkeitsbereiche. Das hohe Interesse an gesellschaftswissenschaftlichen Studiengängen lässt für die nächsten Jahre ein weiterhin großes Potenzial an Nachwuchskräften erwarten.

Soziologie

Der Arbeitsmarkt für Soziologinnen und Soziologen zeigte in den letzten Jahren eine gute Entwicklung. Laut Mikrozensus waren 2023 circa 102.000 Personen mit einem sozialwissenschaftlichen Studienabschluss in Deutschland erwerbstätig.1 Allerdings arbeitete mit rund 8.000 Erwerbstätigen nur ein kleiner Teil als Sozialwissenschaftler/-in im engeren Sinne, zum Beispiel in der Forschung oder Lehre.

Knapp 1.100 Arbeitslose, 9 Prozent mehr als im Vorjahr, strebten 2024 eine Tätigkeit als Soziolog/-in oder Gender- oder Sozialwissenschaftler/-in an. Weitere 2.500 Arbeitslose, die Soziologie studiert hatten, suchten vorrangig alternative Tätigkeiten, zum Beispiel im Personalwesen, der Sozialpädagogik oder Lehrtätigkeiten. Bezogen auf alle Erwerbspersonen mit einem Abschluss in der Soziologie belief sich die studienfachspezifische Arbeitslosenquote 2023 auf geringe 2,9 Prozent.

Insgesamt 1.200 Vakanzen wurden im Jahresverlauf gemeldet. Die Zahl der neu gemeldeten Stellen sank damit im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent. Im Monatsdurchschnitt betrachtet bedeutete das einen Bestand von lediglich gut 200 gemeldeten Stellenangeboten und damit vergleichsweise wenig einschlägige Bewerbungsmöglichkeiten.

Rund 6.000 Absolventinnen und Absolventen schlossen 2023 erfolgreich ein Studium der Sozialwissenschaften ab. Das waren 3 Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt 38.000 Menschen waren 2023/24 in einem sozialwissenschaftlichen Studiengang immatrikuliert. Das war ein Minus von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ein Plus von 2 Prozent gegenüber dem Stand zehn Jahre zuvor.

Politikwissenschaften

Die Politikwissenschaften haben, gemessen an der Zahl der Erwerbstätigen mit einem entsprechenden Studienabschluss, in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. So hat sich die Zahl der erwerbstätigen Politologinnen und Politologen seit 2013 ungefähr verdoppelt.2 Etwa 103.000 waren 2023 in Deutschland tätig. Allerdings ordnen nur 18.000 Erwerbstätige ihre Tätigkeit originär politikwissenschaftlichen Aufgaben zu.

Die Zahl der Arbeitslosen, die eine Tätigkeit im Feld der Politikwissenschaften suchten, hat sich 2024 gegenüber dem Vorjahr um 8 Prozent auf jahresdurchschnittlich 500 Arbeitslose erhöht. Weitere 3.100 Arbeitslose, die einen Abschluss der Politikwissenschaften vorweisen konnten, suchten schwerpunktmäßig Aufgaben in der Unternehmensorganisation, in der Öffentlichkeitsarbeit, im Journalismus, in der Unternehmensberatung oder in der Projektleitung. Die Arbeitslosenquote 2023 fiel, bezogen auf alle Erwerbspersonen mit einem Politikabschluss, mit 2,8 Prozent niedrig aus.

Die gemeldeten Arbeitsangebote, die sich an Politikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler richteten, blieben 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Insgesamt verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit im Laufe des Jahres 2023 rund 250 Stellenzugänge. Durchschnittlich bedeutete dies bundesweit lediglich 60 einschlägige Jobangebote.

Ungeachtet der geringen Zahl an Stellenangeboten stößt das Studienfach Politik auf großes Interesse. So waren im Wintersemester 2023/24 in den Politikwissenschaften 31.000 Immatrikulierte zu verzeichnen. Das waren leicht weniger als im Vorjahr (-2 Prozent). Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen im Fach Politikwissenschaft fiel 2023 etwas höher aus als im Vorjahr (+2 Prozent). 5.000 Studierende legten erfolgreich eine Abschlussprüfung ab. Über die Hälfte davon erwarben einen Bachelorabschluss.

Erziehungswissenschaften

Rund 243.000 Erwerbstätige mit einem Studienabschluss der Erziehungswissenschaften waren laut Mikrozensus 2023 in Deutschland tätig. Allerdings ordneten nur rund 80.000 Erwerbstätige ihre Tätigkeit dem engeren erziehungswissenschaftlichen Aufgabenfeld einschließlich Hochschullehre und Forschung zu.3 Zwei von drei studierten Erziehungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern arbeiteten als Lehr- und Ausbildungspersonal oder waren in der praktischen Erziehung oder der Sozialarbeit und -pädagogik tätig. Darüber hinaus waren etwa 12 Prozent mit Aufgaben der Unternehmensführung oder -verwaltung betraut, wozu unter anderem das Personalmanagement und die Personalentwicklung gehören.

Die Zahl der Arbeitslosen, die explizit eine Tätigkeit als Pädagogin bzw. Pädagoge oder Erziehungswissenschaftlerin oder -wissenschaftler anstrebten, ist 2024 um 8 Prozent auf 1.600 gestiegen. Darüber hinaus waren 2024 weitere 3.000 Arbeitslose registriert, die über einen erziehungswissenschaftlichen Abschluss verfügten und ihre Arbeitssuche auf verwandte oder auch fachfremde Tätigkeitsbereiche ausrichteten. Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote 2023 fiel für Erziehungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit rechnerisch 1,7 Prozent nach wie vor sehr günstig aus.

Es gibt relativ wenige Stellenangebote, die sich ausdrücklich an Erziehungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wenden. Durchschnittlich hatte die Bundesagentur für Arbeit knapp 800 zu besetzende Arbeitsstellen im Bestand. Im Laufe des Jahres gingen 2024 rund 2.100 neue Stellenangebote bei der Bundesagentur für Arbeit ein, ein Prozent weniger als im Vorjahr. Die Mehrzahl der Stellenangebote kommt aus dem Bildungswesen, angefangen von Kindergärten bis hin zu Universitäten und Einrichtungen der Erwachsenenbildung, aus sozialen Beratungseinrichtungen, Schul- und Jugendämtern, Jugendzentren, Unternehmenszentralen, Pflegeheimen, sowie Krankenhäusern. Es fällt auf, dass knapp ein Viertel des Bestands an gemeldeten Stellen befristet ist.

Fast 11.000 Studierende schlossen im Jahr 2023 ein Studium der Erziehungswissenschaften erfolgreich ab, ähnlich viele wie im Vorjahr. Zwei Drittel der Prüflinge erwarben einen Bachelorabschluss und schließen zum großen Teil noch ein Masterstudium an. In den nächsten Jahren könnte die Zahl der Berufseinsteigerinnen und -einsteiger leicht zurückgehen, denn die Zahl der Studierenden ist in den letzten drei Jahren etwas gesunken. 2023/24 waren insgesamt 56.000 Studierende im Studienbereich Erziehungswissenschaften immatrikuliert. Das waren 2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Abbildung 2.9 - 1

Diagramm: Gesellschaftswissenschaften (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

1Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
2Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
3In dieser Zahl sind auch Personen enthalten, die einen Studienabschluss einer anderen Hauptfachrichtung als Erziehungswissenschaften erworben haben.

Stand: Mai 2025

2.10 Psychologie

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Insgesamt entwickelte sich der Arbeitsmarkt für Psychologinnen und Psychologen in den letzten Jahren positiv. So ist die Erwerbstätigkeit in den vergangenen zehn Jahren deutlich gewachsen.1 Die Arbeitslosigkeit ist jedoch zuletzt gestiegen. Gestiegene Studierendenzahlen dürften in nächster Zeit zu einer weiteren Erhöhung des Fachkräftepotenzials beitragen.

Erwerbstätigkeit stark im Wachsen, viele Selbständige

Der Mikrozensus verzeichnete 2023 in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 183.000 Erwerbstätige, die ein Psychologiestudium erfolgreich absolviert haben. Das waren über die Hälfte mehr als 2013 (Abbildung 2.10 – 1). Nach dem ausgeübten Beruf befragt, gaben rund 133.000 Personen an, als Psychologin oder Psychologe tätig zu sein. Zwei Fünftel von ihnen boten ihre Dienstleistungen auf selbständiger Basis an. 77 Prozent der Erwerbstätigen sind Frauen.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig angestellten Psychologinnen und Psychologen belief sich 2024 laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit auf 58.000. Mit einem Zuwachs von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr setzte sich der Beschäftigungsaufbau damit auch in diesem Jahr fort.

Anstieg der Arbeitslosigkeit

Im Jahresdurchschnitt suchten 3.900 Arbeitslose eine Anstellung in der Psychologie, darunter 600 in der nichtärztlichen Psychotherapie. Das waren zusammen 8 Prozent mehr als im Vorjahr und der höchste Arbeitslosenbestand der letzten Jahre. Rechnerisch ergibt sich 2024 eine berufsspezifische Arbeitslosenquote von 3,9 Prozent – eine für akademische Berufe etwas überdurchschnittlicher Wert.

Viele Stellenangebote aus Krankenhäusern und Reha-Kliniken

Im Jahresdurchschnitt hatte die Bundesagentur für Arbeit rund 1.000 Stellenangebote für Psychologinnen und Psychologen, darunter knapp 300 in der nichtärztlichen Psychotherapie, im Angebot. Die Stellenzugänge im Laufe des Jahres, die mehr über die Dynamik der Nachfrage aussagen, beliefen sich auf 3.100 Angebote. Das waren 11 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Darin enthalten waren 600 Offerten für Psychotherapeutinnen und -therapeuten, 5 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die meisten Vakanzen waren im Gesundheitswesen zu besetzen. So kamen 3 von 10 neu gemeldeten Stellenangeboten aus Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken. Aber auch in der Öffentlichen Verwaltung, im Bildungswesen und im Sozialwesen einschließlich Wohnheimen wurden Psychologinnen und Psychologen oder Psychotherapeutinnen und -therapeuten gesucht. Weitere Stellenofferten kamen von Unternehmensführungen und -beratungen oder von kirchlichen Vereinigungen, Bildungs- und Jugendorganisationen.

Fast doppelt so viele Studierende wie zehn Jahren zuvor

Der akademische Nachwuchs hat in der Psychologie in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Hochschulstatistik weist für das Jahr 2023 19.000 erfolgreiche Abschlüsse aus – 6 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie zuvor. Knapp drei von fünf Prüfungen gehen auf einen Bachelorabschluss zurück. Häufig folgt danach meistens noch ein Masterstudium.

Auch die Zahl der Psychologie-Studierenden insgesamt ist in den letzten Jahren sehr deutlich gewachsen, während die Studierendenzahl fächerübergreifend rückläufig war. Im Wintersemester 2023/24 waren rund 113.000 Männer und Frauen für ein Studium der Psychologie eingeschrieben. Das waren 3 Prozent mehr als im Vorjahr und fast doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor.

Abbildung 2.10 – 1

Diagramm: Psychologie (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar

Stand: Mai 2025

2.11 Geisteswissenschaften

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Unter geisteswissenschaftlichen Berufen werden hier insbesondere Berufe in den Tätigkeitsfeldern Sprach- und Literaturwissenschaften, Geschichts-, Medien- und Theaterwissenschaften, Philosophie sowie Regionalwissenschaften und Anthropologie zusammengefasst. Insgesamt hat sich der Arbeitsmarkt für diese Berufe positiv entwickelt. So ist die Zahl der Erwerbstätigen in den letzten Jahren sehr stark gestiegen. Der Markt stellt sich aber nicht unproblematisch dar. Der Berufseinstieg verläuft oft alles andere als einfach, da es nur wenige Stellenangebote gibt, die sich explizit an die Vielzahl der Absolventinnen und Absolventen geisteswissenschaftlicher Studiengänge richten. Eine frühzeitige berufliche Orientierung, Flexibilität und regionale Mobilität sind daher wichtig für eine erfolgreiche Etablierung am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit fällt in der ersten Zeit nach dem Studium höher aus als in anderen Fachrichtungen, insgesamt bewegt sie sich aber auf einem niedrigen Niveau. Das liegt auch daran, dass Absolventinnen und Absolventen der Geisteswissenschaften bei der Arbeitssuche offen für studienfernere Tätigkeiten sind. Die Arbeitslosenzahl ist 2024 gestiegen, bewegt sich aber weiterhin auf geringem Niveau. Die explizit für Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gemeldeten Arbeitsangebote sind allerdings weiterhin sehr überschaubar. Die Studierendenzahl geht seit 2016 zurück. Dies könnte künftig zu etwas weniger Konkurrenz am Arbeitsmarkt führen.

Mehrzahl in adäquaten Tätigkeiten

Auf der einen Seite ist der Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler dadurch geprägt, dass es angesichts hoher Konkurrenz nur einem Teil der Absolventinnen und Absolventen gelingt, einen Arbeitsplatz in einem studienadäquaten Tätigkeitsfeld zu finden. In Befragungen geben zwei von drei Absolventinnen und Absolventen von geisteswissenschaftlichen Fächern an, einer Tätigkeit nachzugehen, deren Inhalte, Anforderungen und Position ihrem Studium entsprechen. Dies heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass alle anderen Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unterwertige Tätigkeiten ausüben. Jeder Vierte beschreibt seine Arbeit zwar als fachfremd, die berufliche Position aber als durchaus einem Hochschulabschluss angemessen. Lediglich 11 Prozent der geisteswissenschaftlichen Diplom-Absolventinnen und -absolventen gaben in einer Befragung zehn Jahre nach ihrem Studium an, dass sie tatsächlich sowohl fachlich als auch positionsbezogen unter Niveau beschäftigt seien. Eine weitere Untersuchung stellte fest, dass Master-Absolventinnen und -Absolventen ein Jahr nach dem Examen zu 13 Prozent inadäquat beschäftigt waren, von Bachelor-Absolventinnen und
-Absolventen sogar fast ein Drittel.1

Abbildung 2.11 - 1 

Diagramm: Geisteswissenschaften (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

Zahl der Erwerbstätigen kräftig gewachsen

Auf der anderen Seite ist zu beobachten, dass Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen zunehmend geschätzt werden, verfügen sie doch in der Regel über ausgeprägte Kompetenzen im Bereich des Wissensmanagements. Auch ihre interkulturellen Kompetenzen und Fertigkeiten bei der Informationsgewinnung und -aufbereitung gehören zu den nachgefragten Fähigkeiten in einer wissensbasierten und globalen Arbeitswelt.

So ist die Zahl der Erwerbstätigen in den letzten Jahren kräftig gestiegen. Waren im Jahr 2013 laut Mikrozensus noch 327.000 Erwerbstätige mit einem geisteswissenschaftlichen Abschluss in Deutschland tätig, lag ihre Zahl 2023 bei 426.000 Personen. (Abbildung 2.11 – 1).2

Vielfältige Einsatzfelder

Etwa ein Drittel arbeitet in Branchen, die typisch sind für klassische Arbeitsfelder von Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler (Abbildung 2.11 – 2). Hierzu gehört mit knapp 109.000 Erwerbstätigen vorrangig das Bildungswesen, 13.000 Erwerbstätige in Medien-Unternehmen (Verlage, Funk und Fernsehen) sowie 10.000 Personen, die mit Dolmetschen und Übersetzen beschäftigt sind. 24.000 Geisteswissenschaftler/-innen sind im Öffentlichen Dienst beschäftigt – auch hier dürften viele fachnahe Einsatzbereiche zum Beispiel in der Kulturverwaltung oder in der Wissenschaft zu finden sein.

Außer diesen für die Geisteswissenschaften typischen Branchen finden sich auch Einsatzmöglichkeiten, die mal mehr oder oft auch mal weniger mit den Studieninhalten in Zusammenhang stehen dürften. So sind 28.000 im Verarbeitenden Gewerbe und 20.000 im Handel tätig. Weitere Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler arbeiten im Gesundheits- und Sozialwesen; andere bei IT-Dienstleistern oder auch bei Verbänden, Organisationen und kirchlichen Einrichtungen. Außerdem werden Arbeitsplätze angeboten bei sonstigen Dienstleistungsunternehmen wie z. B. Reisebüros, Reiseveranstaltern, Call-Centern oder Werbeagenturen.3

Abbildung 2.11 - 2

Etwa ein Drittel arbeitet in Branchen, für die ein Studium der Geisteswissenschaften idealtypisch ist

Erwerbstätige mit Studienabschluss der Geisteswissenschaften nach Wirtschaftszweigen, Deutschland, 2023

Diagramm: Etwa ein Drittel arbeitet in Branchen, für die ein Studium der Geisteswissenschaften idealtypisch ist

Unterdurchschnittliche Gehälter

Die große Varianz der von Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgeübten Tätigkeiten macht es schwierig ein „typisches“ Durchschnittsgehalt zu ermitteln. In der Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit, die ausschließlich auf den ausgeübten Tätigkeiten und nicht auf den vorliegenden Abschlüssen basiert, sind keine aussagekräftigen Angaben enthalten.4 Der Mikrozensus bietet zumindest ein paar Anhaltspunkte, weil hier die Fachrichtung des erworbenen Hochschulabschlusses hinterlegt ist. Allerdings werden hier nur Nettoeinkommen ausgewiesen und es bleibt wiederum offen, welche Tätigkeit konkret ausgeübt wird. Für abhängig Beschäftigte mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss weist der Mikrozensus 2023 insgesamt ein monatliches Netto-Einkommen von 3.315 Euro aus. Selbständige erzielten dagegen im Durchschnitt ein um gut 1.000 Euro höheres Nettoeinkommen (4.372 Euro). Bei Erwerbstätigen, die einen Studienabschluss in der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften, Sport aufweisen, zeigt sich die finanzielle Lage erheblich verhaltener. Abhängig Beschäftigte mit einem entsprechenden Studienabschluss erzielten ein durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen von 2.827 Euro. Diese Gehaltsangabe wird dadurch positiv beeinflusst, weil auch Lehramtsabsolventen zu dieser Fächergruppe gehören mit einem durchschnittlichen Nettoentgelt von 3.024 Euro.

Historikerinnen und Historiker kamen auf 2.914 Euro. Etwas höhere Gehälter erhielten ehemalige Theologie-Studierende (3.242 Euro), Germanisten und Germanistinnen dagegen geringere (2.620 Euro). Die Selbständigkeit mag im Hinblick auf Arbeitsinhalte oder Selbstbestimmtheit Vorteile bringen, auf das Netto-Einkommen wirkt sie sich oftmals kaum erhöhend aus. Selbständig Tätige mit einem Studienabschluss in der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften, Sport erzielten 2023 im Mittel nur gut 40 Euro höhere Einkommen als abhängig Beschäftigte.

Gemeldete Stellen auf niedrigem Niveau rückläufig

Berufseinsteigerinnen und -einsteigern bereitet es immer wieder Schwierigkeiten, dass es relativ wenig Stellenangebote gibt, die sich ausdrücklich an Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler richten. Es gilt daher, sich möglichst frühzeitig über Tätigkeitsfelder zu informieren und auf ein klares arbeitsmarktgerechtes Qualifikationsprofil hinzuarbeiten. Hierzu sind praktische Erfahrungen und gezielte Netzwerkpflege sehr hilfreich.

Im Verlauf des Jahres 2024 wurden der Bundesagentur für Arbeit 2.000 Stellenangebote gemeldet, die sich explizit an Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wandten. Das waren 4 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahresdurchschnitt betrachtet bewegten sich die öffentlich zu vermittelnden Stellenofferten mit einem Bestand von nur gut 400 Stellenangeboten weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau.

Im Einzelnen gingen für Historikerinnen und Historiker sowie Archäologinnen und Archäologen nicht 250 Stellenangebote im Lauf des Jahres 2024 bei der Arbeitsvermittlung ein, für Germanistinnen und Germanisten sowie andere Sprach- und Literaturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler 300. In den Medien- und Theaterwissenschaften wurden 1.400 Stellen neu gemeldet.

Arbeitslosigkeit gestiegen, aber insgesamt gering

2024 waren durchschnittliche 2.800 Arbeitslose registriert, die eine geisteswissenschaftliche Tätigkeit anstrebten. Das waren 4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Es würde zu kurz greifen, wenn man hier nur Arbeitslose berücksichtigte, die eine geisteswissenschaftliche Tätigkeit anstreben, die der engen Definition laut Klassifikation der Berufe entspricht. Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler suchen nicht nur nach den dünn gesäten Stellenangeboten in Geschichtswissenschaften, Germanistik, Amerikanistik, Romanistik, Sinologie oder vielleicht Theaterwissenschaften. Vielfach richten sie ihre Arbeitsuche auf alternative Einsatzgebiete aus oder wählen manchmal auch nur andere, tätigkeitsorientierte Berufsbezeichnungen. So waren 2024 weitere 17.000 studierte Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler arbeitslos gemeldet, die zum Beispiel eine Arbeit suchten als wissenschaftliche/-r Mitarbeiter/-in an Hochschulen, als Übersetzer/-in, als Journalist/-in, als Lehrkraft oder als Pressesprecher/-in. Auch weniger studiennahe Bereiche wie Büro- und Sekretariatsaufgaben, Werbung und Marketing, Verkauf, Unternehmensberatung oder kaufmännische Tätigkeiten standen immer wieder im Fokus.

Aber auch wenn man diesen erweiterten Personenkreis mitzählt, bewegt sich die Arbeitslosigkeit auf einem niedrigen Niveau: Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote lag 2023 für studierte Sprach- und Literaturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bei 3,1 Prozent, für Geschichtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bei 3,7 Prozent.5 Das dürfte nicht zuletzt der hohen Flexibilität bei der Wahl der Arbeitsfelder zu verdanken sein. Welch hohe Bedeutung dieser Offenheit für alternative Arbeitsfelder zukommt, illustriert ein Blick auf die nach amtlichem Standard berechnete berufsspezifische Arbeitslosenquote in den Geisteswissenschaften, die nur Personen einbezieht, die explizit eine Tätigkeit als Geisteswissenschaftlerin oder -wissenschaftler suchen bzw. als solche tätig sind. Sie belief sich 2024 auf exorbitant hohe 24,9 Prozent. Daraus lässt sich ein sehr hohes Arbeitslosigkeitsrisiko für solche Personen ableiten, die sich allein auf explizit für Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgeschriebene Stellen fokussierten.

Studierendenzahl hoch, aber rückläufig

Seit dem Höchststand von 235.000 im Wintersemester 2016/17 ist die Zahl der Studierenden in der Fächergruppe Geisteswissenschaften von Jahr zu Jahr gesunken.6 Im Wintersemester 2023/24 waren 181.000 Studierende immatrikuliert. Das waren 6 Prozent weniger als im Vorjahr und ein Fünftel weniger als zehn Jahre zuvor. Trotz des Rückgangs ist die Zahl der Studierenden aber sehr hoch im Vergleich zu den einschlägig arbeitenden Erwerbstätigen.

Mit 25.000 legten 2023 5 Prozent weniger Absolventinnen und Absolventen ihre Abschlussprüfung ab. In den nächsten Jahren dürfte die Absolventenzahl der rückläufigen Entwicklung der Studierendenzahl weiter folgen.

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1 Quelle: HIS-Forum Hochschule 10/2013 sowie DZHW Forum Hochschule 1/2016. Neuere bundesweite Befragungen liegen leider nicht vor.
2 Quelle: Statistisches Bundesamt, Erstergebnisse des Mikrozensus 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.
3 Quelle: Statistisches Bundesamt, Sonderauswertung Mikrozensus 2023 – Erwerbstätige mit Studienabschluss der Sprach- und Kulturwissenschaften, der Geschichte oder der Philosophie nach Wirtschaftszweigen.
4Auch die Verdienststrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes, die alle vier Jahre durchgeführt wird, stößt auf ähnliche Probleme.
5Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote kann nur für ausgewählte Studienabschlüsse berechnet werden, hier z. B. für die Fächergruppe Sprach- und Literaturwissenschaften sowie das Studienfach Geschichtswissenschaften.
6Quelle: Statistisches Bundesamt. Angaben ohne Lehrämter.

Stand: Mai 2025

2.12 Publizistik

PDF-Datei (PDF, 403KB)

Die Medienwirtschaft befindet sich im Umbruch. Zurückgehende Verkaufszahlen und Werbeeinnahmen im Printbereich steht einem Aufwuchs bei den Einnahmen im boomenden Online-Bereich gegenüber, was den Gesamtumsatz insgesamt stabil hielt.1 Die strukturellen Veränderungen bleiben nicht ohne Wirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Beschäftigungsbedingungen.
Positiv hervorzuheben ist eine gestiegene Zahl von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in publizistischen Berufen, 2024 jedoch nur noch in geringem Umfang.2 Allerdings hat auch die Arbeitslosigkeit 2024 zugenommen und fällt höher aus als in anderen akademischen Berufsgruppen. Die Zahl der Stellenangebote ist 2024 gesunken und insgesamt gering. Da der Zugang zu schreibenden Tätigkeiten über viele Wege möglich ist, stehen viele Akademikerinnen und Akademiker unter anderem aus den geisteswissenschaftlichen Fächern als Nachwuchspotenzial zur Verfügung. Offen bleibt bei einer Zukunftsschau, wie sich der Kostendruck im klassischen Medienbereich und die Dynamik der Online-Nachrichtenwelt künftig weiter auswirken werden.

224.000 Erwerbstätige in publizistischen Berufen

Rund 224.000 Frauen und Männer übten 2023 laut Mikrozensus eine Tätigkeit in Redaktion und Journalismus, Verlags- und Medienwirtschaft oder in der Öffentlichkeitsarbeit aus (Abbildung 2.12-1).3 Der Großteil entfällt mit 162.000 Erwerbstätigen oder 72 Prozent auf Tätigkeiten in Redaktion und Journalismus. Hierzu zählen neben den Berufen Redakteur/-in und Journalist/-in, die zusammen einen Anteil von fast 60 Prozent ausmachen, auch Autor/-in und Schriftsteller/-in (9 Prozent) sowie Lektor/-in (5 Prozent). In Berufen der Verlags- und Medienwirtschaft waren 11.000 Personen tätig (5 Prozent). Weitere 51.000 (23 Prozent) arbeiteten zum Beispiel als Pressesprecher/-in, PR-Berater/-in oder Lobbyist/-in im Feld der Öffentlichkeitsarbeit.

Positive Beschäftigungsentwicklung, viele Selbständige

Der anhaltende Wachstumstrend der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung hat sich 2024 fortgesetzt, allerdings mit einem Plus von 0,3 Prozent nur noch geringfügig. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist für 2024 rund 131.000 Personen aus, die in Redaktion, Journalismus oder Öffentlichkeitsarbeit als Angestellte sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Seit 2014 hatte es jedes Jahr zumeist deutliche Zuwächse gegeben, die vor allem auf den Boom der Online-Medien zurückzuführen sein dürften.

In den schreibenden Berufen kommt auch der freiberuflichen Tätigkeit eine hohe Bedeutung zu. Mit 56.000 Selbständigen war 2023 jeder Vierte sein eigener Chef.

Nachfrage gesunken und weiter auf geringem Niveau

Die gemeldete Nachfrage nach publizistischen Fachleuten schwankt stark mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Ungeachtet des Auf und Ab bewegt sie sich insgesamt im Vergleich zum Beschäftigungsstand und zur Arbeitslosenzahl auf einem geringem Niveau.

Im Verlauf des Jahres 2024 wurden 2.000 Stellenangebote neu gemeldet. Das waren 13 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Jahresdurchschnittlich entsprach dies 2024 gut 600 Offerten, die über die Bundesagentur für Arbeit zu besetzen waren.

Arbeitslosigkeit wieder gestiegen

8.000 Arbeitslose, die eine Arbeit in Journalismus, Redaktion, Öffentlichkeitsarbeit oder in der Verlags- und Medienwirtschaft suchten, waren 2024 durchschnittlich gemeldet. Das waren 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote stieg von 4,0 Prozent im Jahr 2023 auf 4,3 Prozent im Jahr 2024.

Mit 5.400 Frauen und Männern strebte 2024 der überwiegende Teil der Arbeitslosen eine Tätigkeit in Redaktion und Journalismus an. Weitere 2.100 Personen hatten eine Betätigung als Pressesprecherin oder Pressesprecher oder andere Aufgaben im Bereich Public-Relation ins Auge gefasst. In Berufen der Verlags- und Medienwirtschaft waren rund 500 Arbeitslose auf Jobsuche.

Vielfältige Zugangswege in eine journalistische Tätigkeit

Die Wege zum Einstieg in eine Tätigkeit im Journalismus sind vielfältig. In der Regel erfolgt dieser über ein Volontariat in der Medienbranche, wofür ein erfolgreicher Studienabschluss vorausgesetzt wird. Dabei muss es sich nicht unbedingt um ein Journalistik-Studium handeln. Geisteswissenschaftliche Studiengänge kommen ebenso in Frage wie fachspezifische.

Allein im Studienfach Kommunikationswissenschaften, Publizistik legten 2023 rund 3.500 Studierende erfolgreich ihre Prüfung ab, 3 Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt waren 2023/24 rund 18.000 Studierende für ein Studium der Kommunikationswissenschaften, Publizistik eingeschrieben. Das waren 2 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Abbildung 2.12. - 1

Diagramm: Publizistik (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)

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1Quelle: Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger, Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Zeitungen 2024; Berlin, Juli 2024
2Betrachtet werden hier Berufe in Redaktion, Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit und Verlagen auf Spezialisten- und Expertenniveau
3Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus Erstergebnis 2023. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.

Stand: Mai 2025